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Zum Wochenende: Dankbar
Der Erntedanktisch in unserer evangelischen Auferstehungskirche war wieder reichlich gedeckt. Früchte, Gemüse und Blumen in bunten Farben, Korn und Brot – eine Augenweide! Der Coronakrise und der Klimakrise zum Trotz: wir sind gut versorgt. Wir haben mehr, als wir brauchen. Viel Grund, dankbar zu sein.
Diese Erntedankgaben sind mir ein Bild nicht nur für Essen und Trinken. Sondern auch für das, wovon ich sonst noch lebe. Was mich über die Nahrung hinaus sonst noch nährt und stärkt.
Ich denke an freundliche Zeichen der Aufmerksamkeit, mit der andere zeigen, du bist mir was wert. Oder an mitmenschliche Nähe – in Coronazeiten auch ohne körperliche Berührung. Ich denke daran, dass ich nicht wie belarussische Frauen aufstehen muss gegen einen Diktator, der demokratische Wahlen verhindert und seine Macht hält mit Gewalt. Und dass ich keine Angst haben muss wie Mütter von Söhnen in Armenien und Aserbaidschan – mein Sohn zieht nicht in den Krieg.
Ich finde es gut, dass wir in unseren Kirchen Erntedank feiern. Wir nehmen damit wahr, dass vieles, vielleicht das meiste und das Wichtigste im Leben nicht sauer erarbeitet oder mühsam vom Munde abgespart ist, sondern: es ist Geschenk. Auch dass ich lebe, verdanke ich nicht mir selbst. Als gläubiger Mensch sage ich: ich verdanke mich dem Willen Gottes, des Schöpfers. Und wie der Liederdichter Matthias Claudius kann ich es mit anderen singen: „Drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn.“ (Gesangbuch Nr. 508)
Aus Dankbarkeit kann dann vielerlei Handlung erwachsen. Ein Engagement, um die Welt besser zu machen als sie ist. Gegenrede bei Angriffen gegen jüdische Menschen und Einrichtungen wie vor einem Jahr in Halle und am letzten Sonntag in Hamburg. Spendenfreude für andere, die nicht so reich beschenkt sind wie ich. Oder das Zurücktreten zugunsten eines Menschen, der bisher zu kurz gekommen ist. Ohne Angst und Sorge – der Blick auf den Erntedanktisch zeigt mir: Für dich ist bestens gesorgt!
Pfarrerin Elisabeth Schell, Evangelische Kirchengemeinde Kleve