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Wer nicht dort gewesen ist...
Eine Herzensangelegenheit von Pfarrerin Karin Stroband-Latour für die Niederrhein Nachrichten
„Wer nicht dort gewesen ist, der kann es sich nicht vorstellen…“,
dort in einem der Orte, die so schlimm vom Hochwasser im Juli betroffen waren. Und wer solch Unglück nicht am eigenen Leib erfahren hat, der kann vermutlich auch nicht mal ahnen, was es heißt, alles in den Fluten verloren zu haben. Das Haus, die Wohnung, das Inventar, die Existenz, Erinnerungsstücke und alles an Materiellem, was bis eben noch zum Leben gehörte, oder womöglich gar auch noch einen Menschen, der mitgerissen wurde von der gigantischen Wucht des Wassers…das Allerschlimmste!
Aber viele sind dort gewesen. Und haben in der größten Not versucht zu tun, was sie konnten - mit schwerem Gerät, um die Müll- und Schlammberge zu beseitigen, mit Schaufeln und Eimern, mit belegten Brötchen und Kaffee oder auch mit Gesprächen. Wie die Notfallseelsorge aus verschiedenen Landeskirchen, Kirchenkreisen und Bistümern. „Können wir je zurück?“ „Was ist mit meinen Tieren?“ „Wie soll es bloß weiter gehen?“ Viele Tränen, Verzweiflung. Betroffenheit in den Notunterkünften und vor den schlammverschmierten und zerstörten Häusern.
Daneben die Dankbarkeit für die nicht zu beschreibende Hilfe, die von allen Seiten kam. Danke, Danke, Danke…auf Häuserwände oder aufgestellte Brettern in den Straßen geschrieben.
Die Bilder des verwüsteten Ortes, die Müllberge, den Geruch in den Straßen, den Krach von schweren Maschinen…das vergisst man nicht. Aber auch nicht die unglaubliche Menge an Menschen, überwiegend jungen Menschen, die - teilweise von den Knöcheln bis zum Hals tätowiert - mit ihren Boots und Schaufeln und Eimern am Morgen kamen und dreckverschmiert am Abend wieder gingen um zu helfen.… „Wir haben unsere Meinung über die Jugend sowas von geändert“, sagt ein älterer Mann, der die Tränen nicht zurückhalten kann vor seinem Haus, in dem es keine Fenster, keine Türen, kein Mobiliar mehr gibt.
Herzensangelegenheit - dass diese Solidarität mit den Opfern einer Katastrophe - diesmal nicht fern von uns, sondern ganz nah, - dass diese unglaublich große Hilfsbereitschaft und der mitmenschliche Einsatz für andere, tatkräftig oder auch durch Spenden, dass diese – ich nenne es Liebe zum Nächsten - kein Sonderfall ist und bleiben möge, sondern wir uns immer wieder anrühren und bewegen lassen von der Not und dem Leid anderer um selbst in der größten Katastrophe Menschen Hoffnung und Trost zu geben.
Dazu ist jede und jeder auf die eine oder andere Weise fähig. Davon bin ich überzeugt. Nicht nur mit Schaufel und Eimer.
Karin Stroband-Latour, Pfarrerin der Ev. Kirchengemeinde Kerken