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Podcastproduktion, Workshops und Events im „fahrenden Jugendzentrum“
Kirchenkreis Kleve will mit Wohnmobil Jugendpartizipation fördern
Kleve/EKiR. Mit vier Modellprojekten erprobt die Evangelische Kirche im Rheinland derzeit, wie Partizipation von Jugendlichen in der Kirche gelingen kann. Manfred Rekowski, Präses der rheinischen Kirche, informierte sich bei einem virtuellen Besuch über das Vorhaben im Kirchenkreis Kleve. Dort soll ein „fahrendes Jugendzentrum“ samt professioneller Technik ganz neue Möglichkeiten schaffen.
Der Kirchenkreis Kleve hat es sich zum Ziel gesetzt, mit einem mobilen Begegnungsraum jungen Menschen neue Formen der Teilhabe an Kirche zu ermöglichen. Dazu wurde im Zuge eines von der rheinischen Kirche geförderten Partizipationsprojekts ein Wohnmobil angeschafft. Künftig soll es von den Jugendlichen für Events, Gottesdienste, Workshops oder Ausflüge genutzt werden können, wie das Projektteam bei einem virtuellen Treffen mit Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, berichtete. Außerdem wird das „fahrende Jugendzentrum“ demnach mit der notwendigen Technik ausgestattet, um Podcasts und Videoblogs produzieren zu können. Damit soll das auffällig gestaltete Wohnmobil zu einer Art mobilen Öffentlichkeitsarbeit für den Kirchenkreis werden.
Präses Rekowski sieht Projekt als Chance für Kirche
Präses Rekowski sieht in dem Projekt viel Potenzial: „Das mobile Element sowie die professionelle Technik bieten die Möglichkeit, vorhandene Ideen nun auch dort umzusetzen zu können, wo es ein solches Equipment bisher nicht gibt.“ Das sei sicherlich ein Alleinstellungsmerkmal des Projekts. „Und mit dem Fahrzeug können Orte auch außerhalb der Kirche aufgesucht und bereichert werden“, sieht der Präses Chancen, über Kirchengrenzen hinaus zu wirken. Er denke dabei etwa an Besuche auf Schulfesten oder Weihnachtsmärkten. „Das Projekt ist ein Anstoß, als Kirche Neues zu wagen. Da müssen wir uns auch etwas zutrauen.“
Jugendlichen werden keine Grenzen gesetzt
Damit trifft er auch die Intention der Projektverantwortlichen. Denn das Jugendmobil soll im ganzen Kirchenkreis genutzt werden können. Die Koordination übernimmt das Projektteam, Pflege und Instandhaltung die Jugendlichen. Wofür diese das Fahrzeug einsetzen, sei ihnen überlassen. Enge Vorgaben würden bewusst keine gemacht. „Das Wohnmobil soll außerdem eine stärkere Verbindung zwischen den Gemeinden in unserem weitläufigen, auch sehr ländlichen Kirchenkreis schaffen“, erklärt Lena Tenelsen, Jugendleiterin der Evangelischen Kirchengemeinde Sonsbeck. Sie ist von Beginn an Teil des Projektteams.
Graffiti-Künstler hilft bei Gestaltung des Wohnmobils
Im vergangenen Sommer wurde das Wohnmobil corona-konform von Jugendlichen in Kleingruppen mit einem Graffitkünstler abgeschliffen, abgeklebt und innen wie außen gestrichen. Außen prangern die Schriftzüge „Jesus“ und „Youthwork“. Zu sehen sind auf dem blau und rosa gestalteten Mobil zudem ein Pfarrer und eine Pfarrerin. „Den Jugendlichen war es wichtig, dass Kirche erkennbar ist und nicht der Eindruck entsteht, es handelt sich um ein städtisches Angebot“, berichtet Yvonne Petri, Jugendreferentin des Kirchenkreises Kleve.
Rheinische Kirche erprobt vier Modellprojekte zur Jugendpartizipation
Das Projekt ist eines von vier Modellen, die derzeit auf dem Gebiet der rheinischen Kirche erarbeitet und erprobt werden. Ziel der Projekte ist es, verschiedene Formen der aktiven Teilhabe von jungen Menschen sowohl in der Gemeinde- als auch Gremienarbeit zu entwickeln. Die Ideen und Projekte sollen zudem als Impuls für Jugendpartizipation über die Grenzen der rheinischen Kirche hinaus dienen.
Unterschiedliche Herangehensweise in Kirchenkreisen
Die Herangehensweise in den vier Kirchenkreisen ist sehr unterschiedlich. Der Kirchenkreis Altenkirchen plant etwa einen Leitungskreis bestehend aus Jugendlichen, der eigenverantwortlich den Partizipationsprozess plant, umsetzt und evaluiert. In Gladbach-Neuss sollen an unterschiedlichen Orten des Kirchenkreises parallel sowohl persönliche als auch digitale Formen der Kommunikation, Meinungs- und Entscheidungsfindung entwickelt werden. Dabei werden vor allem die Bedürfnisse der Jugendlichen sowie die für sie relevanten Themen berücksichtigt. Und der Kirchenkreis Jülich möchte eine Offline-Jugendkirche aufbauen. Dafür wurde bereits ein Ladenlokal als Begegnungsraum angemietet.
Stichwort: Die Partizipationsprojekte
Die Partizipationsprojekte gehen auf einen Beschluss der Jugendsynode 2019 zurück. Darin wurde die die Evangelische Kirche im Rheinland beauftragt, verbindliche Formen der Teilhabe junger Menschen in Gemeinden und Gremien zu schaffen. Diesen Beschluss übernahm die Landessynode, das Leitungsgremium der rheinischen Kirche. Umgesetzt werden die vier Projekte seit Anfang 2020 in den Kirchenkreisen Kleve, Altenkirchen, Gladbach-Neuss und Jülich. Die landeskirchliche Förderung läuft dreieinhalb Jahre.
Autor: Andreas Attinger/EKiR