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Pfarrkonvent besuchte JVA Kleve
Bild: Pfarrkonvent mit Jörg Bongertmann, Bereichsleiter Hafthaus, auf dem neuen Sportplatz. Gefängnisseelsorger Hauke Faust ist in der oberen Reihe der 2. von links.
Kleve. Jedes Gefängnis ist eine kleine Stadt für sich. Sie hat also auch eine Gemeinde auf Zeit, die von einem evangelischen (und katholischen) Seelsorger betreut wird. Ihren Amtskollegen, Gefängnispfarrer Hauke Faust, besuchte der Pfarrkonvent des Kirchenkreises am Montagnachmittag. In dem 1915 erbauten und im 2. Weltkrieg zerstörten und wiederaufgebauten Gefängnis arbeiten derzeit 145 Bedienstete in ganz unterschiedlichen Berufen. Sie kümmern sich um maximal 234 Insassen. Diese bleiben entweder nur wenige Tage in der U-Haft bis hin zu einigen Jahren im normalen Strafvollzug.
„Wir schätzen die kompetente Arbeit der Seelsorge sehr, das spiegeln auch die Rückmeldungen der Inhaftierten“, sagte der stv. Behördenleiter, Wolfgang Fengels, in seiner Begrüßung. Ein Gefängnispfarrer bietet Gottesdienste an, er ist Seelsorger für Mitarbeitende und vor allem die Inhaftierten. Neben dem Freiheitsentzug plagen diese finanzielle Existenzängste, sie wissen eventuell nicht, was mit ihrer Familie draußen passiert, beschäftigen sich mit ihrer Strafe, Schuld und Einsamkeit. Der in Kleve scherzhaft „Faust Gottes“ genannte Pfarrer macht Einzel- und Gruppengespräche, dabei unterliegt er wie jeder Seelsorger der Schweigepflicht. Als einer von 18 Mitgliedern sitzt Hauke Faust zudem in der wöchentlichen Vollzugskonferenz, die über die Entwicklung von Insassen (und auch Hafterleichterung) diskutiert.
Der Öffentlichkeitsbeauftragte der JVA, Justizvollzugsamtsinspektor Jörg Neyenhuys, erzählte am Montag, mit welcher Philosophie Mitarbeitende der JVA arbeiten. „Wir wollen den Menschen hier Werte vermitteln. Durch tägliche Arbeit und Freizeitangebote sollen sie auf die Zeit nach der Inhaftierung vorbereitet werden. Auch ehrenamtliche Betreuer von außen helfen dabei. Inhaftierte haben die Wahl aus 26 Freizeitangeboten, darunter sind Sport-, Kunst-, und Gitarrenkurse, der Kirchenchor und die Mitarbeit bei der Zeitschrift „Jaily News“.
Er selbst habe es abgelegt, so Neyenhuys, Menschen aufgrund ihrer Tat zu beurteilen. „Ich muss, um Werte zu vermitteln, den Menschen neutral gegenübertreten, auch wenn er eine abscheuliche Tat begangen hat. Wir sind nicht diejenigen, die eine Gefängnisstrafe anordnen, müssen aber miteinander auskommen.“ Es stecke immer eine Geschichte dahinter. Täter würden von Medien und Gesellschaft jedoch häufig auf die Tat selbst reduziert. Die Fürsorgepflicht sei zentrales Anliegen in der täglichen Arbeit, ein reines „Wegschließen“ bringe gar nichts. Zu dem noch laufenden Verfahren des Syrers, der in seiner Zelle verbrannt ist, konnte Neyenhuys nicht viel sagen, außer: „Es hat die Mitarbeitenden sehr mitgenommen und beschäftigt uns auch außerhalb des Verfahrens bis heute.“
Jörg Bongertmann, Bereichsleiter des Hafthauses, führte den Pfarrkonvent durch die JVA. Für einige der Gemeindepfarrer*innen war es der erste Besuch in einer JVA überhaupt. Interessiert nahmen sie die Küche, den Zellentrakt, den Innenhof, den neuen Sportplatz und die Anstaltskirche in Augenschein. Je nach Eignung können die Inhaftierten zum Beispiel in der Schlosserei, als Schreiner, in der Wäschekammer oder in der Küche arbeiten. Der Kartoffelschäler kann sich bis zum ersten Koch hocharbeiten – wenn es schmeckt. Denn neben fairem Umgang untereinander ist eines für alle wichtig: leckeres Essen.