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Pfarrerin Stürmlinger vor Verabschiedung

Wachtendonk. Der nächste Abschied in der Ev. Kirchengemeinde Straelen Wachtendonk naht: Am Sonntag, 4. Februar, 16 Uhr, wird Pfarrerin Ulrike Stürmlinger von ihren Aufgaben in der Gemeinde entpflichtet. Das Datum des Gottesdienstes steht, der Ort mit der Jona-Kirche in Wachtendonk ebenso. Alles andere wird für sie eine Überraschung.

Sie weiß nicht, was am 4. Februar passieren wird. „Die Gestaltung meiner Verabschiedung überlasse ich gerne anderen.“ Dass sie und auch Pfarrer Christian Werner quasi gleichzeitig in den Ruhestand treten, war so gewollt: „Der Gemeinde steht künftig nur noch eine statt anderthalb Pfarrstellen zu“, so Stürmlinger. Ein großer Wechsel sei einfacher zu händeln, als in ein zwei Jahren nochmal neu zu strukturieren. Die Gemeinde ist vorbereitet, auch wenn in vielen kleinen Abschieden Stürmlinger neben Dankbarkeit auch Traurigkeit der Gemeindeglieder spürte. Nicht nur die Nachfolge im Pfarramt ist bereits geklärt (Ulrike Schalenbach beginnt ihren Dienst am 1. Februar), auch die Gemeindearbeit wurde in den Blick genommen. Das, was an Pfarrdienstzeit künftig fehlt, beispielsweise in der Begleitung und Vorbereitung von Gruppen, wird größtenteils ehrenamtlich aufgefangen. „Ich bin dankbar, dass die Gemeinde hier vor Ort in Wachtendonk eine sehr lebendige ist, und hoffe, dass das so bleibt.“

Ulrike Stürmlinger ist in Krefeld aufgewachsen, hatte jedoch keine großen Berührungspunkte mit der Kirche. „Angefangen hatte ich sogar mit einem Semester Betriebswirtschaftslehre“, erzählt Stürmlinger beim Pressegespräch. „Ich war an einem Tiefpunkt in meinem Leben, der mir den Boden unter den Füßen gerissen hatte.“ Dann kam ihr ein Satz ihres Religionslehrers, einem Pfarrer, in den Sinn: „Wir sind nicht abhängig von unserer Leistung.“ Es folgten Theologiestudium, Vikariat in Kaarst und dann: 33 Jahre Pfarrdienst in Straelen-Wachtendonk und umliegenden Ortschaften wie Herongen und Wankum. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so lange in einer Gemeinde bleibe.“ Vielleicht lag es daran, dass sie immer ein Umfeld hatte, das mit ihr gestalten, etwas entwickeln wollte. „Menschen die hier hinziehen, kommen, um zu bleiben. Und sie engagieren sich.“

Die 63-Jährige sieht dem Ruhestand mit Vorfreude entgegen. Umgezogen ist sie bereits nach Kempen. Weit genug, um nicht mehr in der Gemeinde zu sein und ihrer Nachfolge einen guten Start zu ermöglichen. Noch nah genug, um Freundschaften zu pflegen und weiter am Niederrhein sein zu können. „Ich habe der Kirche gerne, aber auch sehr viel Zeit geopfert“, sagt die Seelsorgerin. Definitiv will und kann sie nun mit ihrem Mann mehr Zeit verbringen. Fahrradfahren, Kulturangebote, alles kann, nichts muss: „Wir haben scherzhaft gesagt, mal sehen, ob wir überhaupt zusammenpassen.“

Hinter sich lässt Stürmlinger eine Jona-Kirche die, 1986 fertiggestellt, ihr in vielerlei Hinsicht gute Dienste geleistet hat. Als Ort für Gottesdienst, als Begegnungsraum für viele Menschen und Veranstaltungen, als Ort für Seelsorge. Zudem hat sie sich weitergebildet als „geistliche Begleiterin“. Heißt, sie hat Menschen geholfen, ihre Gottesbeziehung zu klären. Sie selbst berichtet, wie wichtig es für sie ist, sich in der „liebenden Mitte“ zu bewegen. In ihr sei sie angenommen, in ihr neide sie anderen nichts oder träte in Konkurrenz. Das Labyrinth hinter dem Altar der Jona-Kirche ist einer ihrer Lieblingsorte. Das Labyrinth schaffe in vielen Dingen Analogien zum Leben der Menschen. Menschen auf ihrem Weg zu begleiten, Veränderung anstoßen, das hat Pfarrerin Stürmlinger immer Freude bereitet. In den drei Jahrzehnten ihrer Dienstzeit sind Dinge entstanden wie die Kinderkirche, wie die Familienwanderfreizeit nach Oberjoch in die Allgäuer Alpen. „Bis zu 80 Teilnehmende kamen mit, da mussten wir sogar noch Zimmer nachbuchen“, erinnert sie sich.

Die Pflicht zum Dienst in einer Gemeinde endet für Pfarrerin Stürmlinger nun mit der Entpflichtung durch den Superintendenten des Kirchenkreises, Pfarrer Hans-Joachim Wefers. Die Pflicht weicht der Kür, das machen zu können, worauf sie als Pfarrerin im Ruhestand Lust hat. Sie lässt sich überraschen.

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