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Nachgedacht: Wer oder was ist normal?
Kevelaer. Micha ist Mensch mit geistiger Behinderung und Schmerzerkrankung im ganzen Körper und schreibt mit Formulierungsprogramm, weil er sich nicht so gut ausdrücken kann. Der Kevelaerer ist in Werkstatt für Menschen mit Behinderung beschäftigt und bekommt Hilfe und Struktur im Alltag durch eine Bezugsperson.
Er möchte gerne seinen Beitrag leisten und diesen Text mit Ihnen teilen und freut sich, wenn dieser Verwendung findet und um die Welt geht. Er darf gerne öffentlich, schriftlich und mündlich verbreitet werden und die Herzen vieler Menschen erreichen. Vielen Dank.
Wer oder was ist normal?
Warum werden Menschen, die anders sind, von vielen als "nicht normal" bezeichnet?
Kann "anders sein" nicht auch "normal" sein? Heißt "normal" soviel wie "gleich"?
Müssen alle Menschen gleich sein, sich gleich verhalten? Ist hier alles gleich? Wo und wie wir leben? Wo wir gerade sind?
Manche Menschen, die sich als die "Normalen" oder "Normalos" bezeichnen, sagen: "Du kannst doch nicht mehr normal sein ..." Sie sagen weiter: So verhält sich kein normaler Mensch!" Oder sie sagen: "Du bist doch nicht ganz normal!"
Was macht Euch sicher, dass Ihr "normal" seid? Was macht Euch sicher, dass Ihr "normal bleibt"?
Wäre es nicht schön, wenn sich jeder Mensch, jede Pflanze und jedes Tier auf dieser Welt wohlfühlen und geborgen fühlen könnte und eine aufrichtige, wertschätzende und wohltuende Wärme untereinander herrscht.?!
Hand aufs Herz: Wer wünscht sich das nicht!?
Bleibt fair und menschenwürdig zu euch, dann könnt Ihr es auch zu uns sein.
Seid so wertvoll zu uns, wie ihr es auch für euch selber wünscht.
Schafft uns eine schöne, gemütliche, liebevolle Umgebung.
Wir haben Gewohnheiten, Wünsche - habt ihr die nicht auch? Wir brauchen Zuwendung, Geborgenheit und Zeit.
Wir brauchen Unterstützung und Begleitung im Alltag.
Oft werden Menschen in Schubladen gepackt, oft wird nach Leistung und Schnelligkeit geschaut.
Oft wird gesagt, das Besondere geht verloren, die Welt wird grau und nicht mehr bunt gesehen.
Man wünscht sich Schnelligkeit, aber sagt, die Zeit geht so zu schnell vorbei.
Ich glaube, wer sich mit sich und in seiner andersartigen Normalität wohlfühlt, kann auch die andersartige Normalität Anderer besser akzeptieren, wertschätzen und verstehen.
Wir Menschen brauche Euch und Ihr braucht uns. Achtet uns, das wünscht ihr euch doch auch!
Gebt uns die Chance, integriert zu sein, bezieht uns mit ein. Verbringt mit denen, die Ihr mögt, die Freizeit, aber und gebt uns auch die Chance dabei zu sein.
Wir sind Menschen wie Du und ich; gemeinsam können wir viel Spass haben.
Einige von uns haben kindliche Verhaltensweisen. Wir mögen unsere Plüschtiere, schauen gerne die Mimik von Menschen an.
Wir freuen uns über diese einfachen kleinen Dinge im Leben, und lassen unsere Emotionen frei raus. Wir sind Menschen mit einer geistigen und oder mehrfachen Behinderung.
Wir empfinden Freude, Trauer, Nachdenklichkeit und nehmen unsere Umgebung und die Menschen und ihre Gefühle intensiver und schneller wahr.
Wir reden anders oder können uns nur mit Lauten oder der Mimik verständigen und brauchen Bezugspersonen. Habt keine Angst vor uns, wir beißen nicht.
Um Menschen, die anders sind, zu verstehen, kann es oft hilfreich sein, sich in deren Welt zu begeben.
Manchmal braucht das richtig Mut, aber oft reicht auch schon der gute Wille, sich auf Neues einzulassen.
Ich glaube, es gibt da "draußen" eine Vielzahl von Menschen - vielleicht bist du auch einer davon (?) - die auf Hilfe und Unterstützung anderer angewiesen ist.
Menschen, denen es gut tut, wenn man sich mit ihnen beschäftigt, für sie interessiert oder einfach nur für sie da ist.
Sind wir alle normal?! Ich weiß es nicht, aber eins weiß ich: Dass wir alle Menschen sind.