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Kirchenleitung besuchte den Kirchenkreis
(Kirchenkreis) Bei der Visite des Ev. Kirchenkreises Kleve besuchte die Kirchenleitung der Ev. Kirche im Rheinland Menschen aus kreiskirchlichen Arbeitsfeldern, Kirchengemeinden und der Diakonie im Kirchenkreis Kleve. Ein zweitägiger Marathon durch viele Themen, die in 90-minütigen Runden und unterschiedlichen Zusammensetzungen diskutiert wurden.
Für Dr. Thorsten Latzel, seit einem Jahr Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, war es die zweite Visitation eines Kirchenkreises. „Ich habe die Menschen und Gemeinden hier in Kleve als sehr selbstbewusst, mit Liebe für ihren Dienst und einem wichtigen Bewusstsein für Traditionen im Ort wahrgenommen.“ Das mache ihm Mut für die Zukunft, sagte er nach dem Treffen mit Ehrenamtlichen aus den Gemeinden. „Auch wenn wir kleiner werden, wir werden gut Kirche sein können“, prognostizierte der leitende Geistliche der über 2,3 Millionen Kirchenmitglieder starken Landeskirche.
Mal die Menschen der Kirchenleitung live zu erleben, von denen häufig „nur“ die Rede ist, das war für viele interessant und motivierend. Umgekehrt auch für die Kirchenleitung selbst: „Visitationen gehören für uns immer zu den Highlights des Jahres“, sagte Oberkirchenrätin Henrieke Tetz während der Vorstellung der Aktivitäten des Info- und Beratungsladens „Neuland“ in Kevelaer. Dieser erfreut sich einer guten Kooperation und Vorteilen für die Partner: Die Ev. Kirchengemeinde Kevelaer, die Tuwas-Genossenschaft und die Diakonie im Kirchenkreis. „Das Potential des Ladens können wir pandemiebedingt noch nicht ganz ausschöpfen, aber das wird“, waren die Beteiligten anschließend im Generationenhaus der Kirchengemeinde Kevelaer überzeugt.
Verständnis zwischen den Ebenen
Der Austausch schaffte Verständnis für die Entscheidungen der Landeskirche einerseits, für die Probleme an der Basis andererseits. Wie etwa der Beschluss der Landessynode, bis 2035 gebäudetechnisch klimaneutral zu sein. „Was passiert, wenn „klamme“ Kirchengemeinden die notwendige Ertüchtigung der Gebäude nicht bezahlen können?“ lautete eine Frage beim Treffen mit Verwaltungsmitarbeitenden. „Wir nehmen mit, dass wir Kirchenkreise und Gemeinden bei diesem Thema gut beraten müssen“, fasste Hartmut Rahn, eines der nebenamtlichen Kirchenleitungsmitglieder, zusammen. Er bat um Verständnis, dass die Landeskirche ein paar Wochen nach dem sehr weitreichenden Beschluss noch keine fertigen Strategiepapiere in der Schublade habe.
Gemeinsam Themen bearbeiten
Kirche und Politik diskutierten im Klever Gemeindehaus über Themen, die sie gemeinsam beschäftigen: Hass und Hetze im Netz, das Auseinanderdriften der Gesellschaft, Seelsorge und Klimaschutz. „Wir stehen als Kirche an der Seite der Politik, wenn es darum geht, uns für ein besseres Miteinander einzusetzen“, sagte der Präses und erinnerte an die Morddrohungen, die jüngst eine Pfarrerin aus Herten erhielt. Landrätin Silke Gorißen dankte für die gute Zusammenarbeit von Opferschutz der Polizei und der kirchlichen Notfallseelsorge. Gerade bei der Überbringung von Todesnachrichten seien dafür geschulte Menschen wichtig. Landrat Ingo Brohl (Kreis Wesel) beschrieb die Hoffnungen der Kreise Kleve und Wesel, die sie mit dem Projekt „Ökomodellregion Niederrhein“ verbinden. Landwirtschaft, Ökologie, Umweltschutz, Wirtschaft, ebenso Bereiche, auf denen viel Druck läge und wo die Politik vermitteln müsse. An großen Veränderungen ginge kein Weg vorbei, alleine schaffe es die Politik jedoch nicht. „Wir müssen die Menschen mitnehmen, ein Gegeneinander hilft keinem“, hieß es am Freitagabend.
Kirche und Ehrenamt
Warum Menschen in der Kirche ein Ehrenamt übernehmen, davon berichteten Menschen aus den Gemeinden der Kirchenleitung im Gocher Begegnungshaus M4. „Eine (Glaubens-)Heimat finden, eigenen Fähigkeiten einbringen, Selbstverwirklichung, Anerkennung finden, gehörten dazu. Da war viel Motivierendes und eine Entwicklung, die nicht nur der Kirche Sorge bereitet: Die Ehrenamtlichen werden weniger und sind häufig in der nachberuflichen Phase. Demographie, Arbeitswelt, Freizeitverhalten trügen ihren Teil dazu bei.
Alle Gruppentreffen
Die Kirchenleitung besuchte die LVR-Klinikseelsorge, ein Ehrenamtstreffen, das Kooperationsprojekt Info- und Beratungsladen „Neuland“, die Diakonie im Kirchenkreis, sprach mit Teilen des Pfarrkonvents, mit dem Kreissynodalvorstand, sprach mit Verwaltungsmitarbeitenden, diskutierte mit der politischen Repräsentanz der Kreise und Kommunen Kleve und Wesel und erkundigte sich nach den Fortschritten der Regionalisierung im Kirchenkreis.
Stimmen des Kreissynodalvorstands (Leitungsgremium des Kirchenkreises) zu einzelnen Gesprächen:
Superintendent Pfarrer Hans-Joachim Wefers:
"Gefreut hat mich unter anderem das Gespräch mit der "Politik": Landrätin Gorißen, Landrat Brohl und die vier Bürgermeister aus Kommunen der vier Regionen des Kirchenkreises haben konkret, aktuell und nachvollziehbar ihre Politik erklärt - jenseits von bekannten Phrasen oder reiner Parteipolitik. Und sie haben sehr persönlich und menschlich ehrlich gesprochen. Das hat mich gefreut und beeindruckt. Auch haben sie alle der Kirche eine hohe Bedeutung als Kooperationspartner in der Seelsorge und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zugeschrieben. Diese Chance sollten wir nutzen!"
Michael Rolle
"Die Kirchenleitung hat erlebt, dass das Projekt „Neuland“ in der Kevelaerer Fußgängerzone ein Mut machendes Beispiel für Zusammenarbeit von Kirchengemeinde, kreiskirchlicher Diakonie und diakonischer „tuwas Genossenschaft“ ist. So werden die evangelische Kirche und ihre Diakonie in einem sehr katholischen Umfeld als gute Gemeinschaft mit Angeboten für Hilfesuchende, egal welcher Konfession, wahrgenommen."
Brigitte Messerschmidt
Bei der Begegnung mit Ehrenamtlichen kam mehrmals zum Ausdruck, wie sehr sie den Freiraum schätzen, den sie haben, um etwas auszuprobieren, ihre Stärken einzusetzen und weiter zu entwickeln. „Mir wird etwas zugetraut“ oder „ich kann Verantwortung übernehmen“ - das waren Aussagen, die diesen Freiraum beschreiben. So ist „Freiraum“ für mich in diesen Tagen ein Kernwort geworden. Ich wünsche mir, dass solcher Freiraum nicht nur für Ehrenamtliche besteht, sondern auch für alle, die beruflich in unseren Gemeinden tätig sind. Wertschätzung durch Freiräume zu erleben – das wäre doch was auf allen Ebenen.
Klaus Eberhard
Ich hatte den Eindruck, dass sich alle visitierten Gruppen und Bereiche sehr gut präsentiert und einen guten Eindruck bei der Kirchenleitung hinterlassen haben. Insbesondere hat mich gefreut, dass Neulouisendorf als die kleinste Kirchengemeinde der Landeskirche so viel wohlwollende Aufmerksamkeit und Anerkennung erfahren hat.
Pfarrerin Rahel Schaller, Skriba
Die Visite der Kirchenleitung war eine Gelegenheit, mit einem Blick von außen, die kirchliche Arbeit hier bei uns im Kirchenkreis wahrzunehmen. Das ist für mich ein Element im Prozess der Zukunftsentwicklung von Kirche, in den wir alle eingebunden sind. Für mich ist deutlich geworden, in wieviel unterschiedlichen Feldern bei uns Kirche präsent ist. Das ist ein Pfund, mit dem wir in Zukunft noch mehr wuchern sollen und können.