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Gesprächsabend mit Manfred Rekowski, Präses i. R.

Xanten. "Demokratie stärken, aber wie?" Dazu gab Altpräses Pfarrer Manfred Rekowski Impulse, bevor Studienleiter Till Kiehne (Ev. Akademie im Rheinland) den offenen Gesprächsteil moderierte. Rund 60 Interessierte waren der Einladung der Erwachsenenbildung in der Region XaSoBü in das Xantener Gemeindehaus gefolgt. Dass XaSoBü die Ev. Kirchengemeinden Xanten-Mörmter, Sonsbeck und Büderich abkürzt, weiß der ehemals leitende Geistliche nun auch direkt.

"Die presbyterial-synodale Ordnung ist quasi die kirchliche Form von Demokratie", begann der Pfarrer, der vor dem Dienst im Landeskirchenamt Pfarrer und Superintendent in Wuppertal gewesen ist. Sein Demokratieverständnis wurde früh geprägt durch die Politik-AG, die Schülermitbestimmung SMV später SV. Wenn auch in begrenztem Rahmen, konnte dort demokratisch mitbestimmt werden. Seine Mitgliedschaft in einer Partei mit drei Buchstaben im Namen habe er später als eher Abnicken der Beschlüsse von oben erfahren. Die Mitgliedschaft endete darum und aus anderen Gründen in den 1990er Jahren, bevor Rekowski Pfarrer wurde.

Als Vorbild außerhalb der Kirche könne die Einmütigkeit dienen, in der Kirche wie zum Beispiel Presbyterien, Beschlüsse fasse. Das bedeute nicht, einer Meinung zu sein. Vielmehr nähere man sich mit verschiedenen Meinungen einander an. Voraussetzung sei, den anderen zuzuhören, ihre Meinung wertzuschätzen und der Wille, aufeinander zuzugehen. Ein bewährtes Verfahren, auch wenn es oft viel Zeit koste.

Demokratie ist nichts, was in der DNA von Menschen gespeichert ist, sondern immer wieder neu gelernt werden muss. "Nichts ist alternativlos" so der Alt-Präses. Es müsse dabei jedoch immer um die Sache, das Gemeinwohl gehen statt um Proporze, Partikularinteressen der eigenen Wählerschaft oder ein "Gebe du mir, dann gebe ich dir".

Sorgen bereiteten den Anwesenden die junge Generation. Jugend wolle Zukunft und Perspektive statt Dauer-Krise. Einigen fiele darum Motivation und Innovation schwer. Warum denn auch, wenn eh alles dann Bach hinunterginge. Politik und Kirche müssten sich mehr auf sozialen Mediien und TikTok engagieren,, ein Gegenpol bilden zu all der Hetze im Netz, lautete eine weitere Meinung. Einige der politischen Eiliten hätten ihn enttäuscht, beklagte Superintendent Hans-Jochim Wefers. Siehe Kohls Spendenaffäre, Gerhard Schröders Putin-Nähe, Olaf Scholz' ungeklärte Rolle im Cum-Ex Skandal.

Der ehemalige Präses zitierte aus der 5. These der Barmer Theologischen Erklärung. Sie entstand als Reaktion auf die Ergreifung der Macht durch die Nazis ein Jahr später, 1934. Sie rufe dazu auf, dass wir uns alle für Recht und Frieden einsetzten. Die Kirche erinnere Regierende und Regierte an diese Verantwortung: "Der Ball liegt auch in unserer Hälfte."

Ein Denkanstoß Rekowskis an der Stelle war, dass vor allem die Stadtbezirke, in den denen viele "mühselig und beladene" Menschen wohnten, es oft eine sehr geringe Wahlbeteiligung gebe. "Ich habe den Staat als Sozialstaat kennengelernt", so Rekowski. Auch dank seiner Unterstützung habe der ehemalige Hauptschüler Abitur, Studium und die Laufbahn bis zum Präses der Ev. Kirche im Rheinland einschlagen können. So wie er müssten Menschen wahrgenommen werden und das Gefühl haben, Anstrengung lohne sich und würde von Staat und Gesellschaft unterstützt.

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