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Geheime Gottesdienste in Goch
Goch. Vom Kastell und seinem Mauerwerk aus dem 16. Jahrhundert steht zwar kein Stein mehr. Es gehört aber zu den Orten, an denen die Ev. Kirchengemeinde Goch in ihrer 450-jährigen Geschichte - fünf Jahre lang - Gottesdienste gefeiert hat. Am Sonntag kamen rund 70 Besucherinnen und Besucher in den Museumsgarten am Kastell. Pfarrer Robert Arndt leitete den Gottesdienst, der an die Gemeinde-Geschichte erinnerte. Die „evangelische Besetzung“ des 1609 ungenutzten Kastells war damals auch ein Zeichen des Pfarrers und seiner Gemeinde an die Stadtgesellschaft: „Wir wollen uns nicht mehr verstecken.“
Geschichte mit Heinz van de Linde
Zu den Anfängen der Gemeinde, das erste Presbyterium trat im Oktober 1570 zusammen, gehören zwei wichtige Dinge: Die Gemeinde setzte sich zu großen Teilen aus niederländischen (reformierten) Glaubensflüchtlingen zusammen und musste sich in den ersten Jahrzehnten geheim treffen. Der ehemalige Gemeindearchivar Heinz van de Linde (Bild am Mikrofon) berichtete: „Im Süden der katholischen Niederlande wurden die Reformierten verfolgt, ermordet und suchten darum am Niederrhein Schutz.“ Der damalige (und letzte) Herzog von Kleve war zwar auch katholisch, duldete aber deren Existenz. „Trotzdem waren sie vorsichtig“, so van de Linde. Ein „Weetdoener“, einer der „etwas wissen tut“, ging samstags bei den reformierten Familien rund. Er gab jeweils bekannt, bei welcher Familie tagsdarauf der Gottesdienst stattfinden sollte. Lauten Gesang traute man sich nicht. Am Sonntag begleitete Lukas Kowal den Gottesdienst - und gesungen werden durfte zum Glück auch.
Der Predigttext aus Lukas 18,9 handelte von gesellschaftlich hoch stehenden und am Rande der Gesellschaft stehenden Personen. Das Gleichnis vom Pharisäer und dem Zöllner wirft die Frage auf, wer von beiden gottgefälliger lebe. Dem frommen Pharisäer mangelt es an Demut und Bescheidenheit. Der Zöllner geht am Ende, weil er sich seiner Schuld bewusst ist, „gerechtfertigt“ nach Hause. „Die Selbsterhöhung des Pharisäers ist genauso falsch wie die kriminellen Aktivitäten des Zöllners es sind“, so Pfarrer Arndt. Das Gleichnis endet mit den Worten: Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.
Das Jubiläum geht weiter
„Wir als Gemeinde können stolz sein auf das Jubiläum“, sagte Arndt. „Wir sind dankbar und demütig, weil natürlich in den 450 Jahren die Gemeinde auch nicht immer alles richtig gemacht hat.“ Heinz van de Linde wird bei nächsten Gelegenheiten weiter darüber berichten. Nach dem Kastell ist der Platz am Michaelsheim der nächste Ort, an dem die Gemeinde Gottesdienste gefeiert hat. Daran erinnert der Gottesdienst am 13. September, ebenso wird dann das im März 2020 bestimmte Presbyterium eingeführt.
Präses Rekowski kommt
In gewisser Weise schließt sich ein Kreis am Sonntag, 4. Oktober. Der offizielle Festgottesdienst (11 Uhr) mit dem Präses der Ev. Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, wird bei den katholischen Nachbarn in Maria-Magdalena stattfinden. Nicht mehr geheim, aber es gibt coronabedingt eine Obergrenze von ca. 100 Besucher*innen. Anmeldungen, auch für den anschließenden Empfang (ev. Kirche am Markt) sind im Gemeindebüro möglich, Telefon: 02823 / 7458 oder goch@ekir.de
Neue Kirchenmusikerin
Das Presbyterium hat es vergangene Woche beschlossen: „Franziska Mesch wird am 1. September 2020 als Kirchenmusikerin in der Gemeinde ihren Dienst aufnehmen“, informierte Arndt die Gemeinde. Anders als bisher wird die Stelle zu 100 Prozent für die Kirchengemeinde sein, das Kreiskantorat ist derzeit unbesetzt. In Goch ist Franziska Mesch keine Unbekannte, vor dem Studium war sie lange Jahre im Helferkreis der Gemeinde aktiv.