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Ök. Erklärung zum Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus
Die christlichen Kirchen in Kevelaer zum 27. Januar
Bild: Ausschwitz kurz nach der Befreiung durch die Rote Armee.
(c) Stanislwa Mucha, wikipedia unter CC BY-SA 3.0 DE
Erklärung der christlichen Kirchen Kevelaers zum 27. Januar –
Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus
In diesem Jahr feiern wir 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Damit erinnern wir uns an die große kulturelle und geistige Leistung der Menschen jüdischen Glaubens für unser Land. Gleichzeitig denken wir an eine Geschichte von Hass, Verfolgung, Unterdrückung und Ermordung. Vor 76 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz von sowjetischen Truppen befreit. Den Soldaten bot sich ein die Vorstellung übersteigendes, grauenvolles Bild: es befanden sich noch über 7200 bis auf das Skelett abgemagerte Menschen im Lager – weit über eine Million Juden, Kriegsgefangene, Sinti und Roma, Kommunisten, homosexuelle Männer sind dort ermordet worden; die genaue Zahl lässt sich nicht einmal mehr feststellen. Der Name „Auschwitz“ steht für das systematische Massenmorden, das während des Zweiten Weltkriegs in den von deutschen Truppen besetzten Gebieten Europas verübt wurde.
Bis heute erfüllt uns große Trauer – aber auch tiefe Scham für die Taten unseres Volkes - , wenn wir an die millionenfachen Morde in den Vernichtungslagern der Nazis denken.
Zwischen 1933 und 1945 wurde der Versuch unternommen, das europäische Judentum auszulöschen: über sechs Millionen Juden – Männer, Frauen und Kinder – wurden ermordet. Darum steht der Name „Auschwitz“ beispielhaft für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Auschwitz ist das Symbol der schauerlichsten und dunkelsten Abgründe des Menschen – unseres Volkes.
Auch die Kirchen haben große Schuld auf sich geladen: der Antijudaismus, die Ablehnung der Juden aus religiösen Gründen, hat über Jahrhunderte hinweg die europäische Kultur geprägt. Die meisten Christinnen und Christen haben sich in der NS-Zeit nicht für die Mitbürger jüdischen Glaubens eingesetzt.
Dass heute wieder Jüdinnen und Juden in Deutschland leben möchten, erfüllt uns mit großer Dankbarkeit. Dass jüdische Einrichtungen – Synagogen, Schulen, Altenheime – unter permanentem Polizeischutz stehen müssen, beschämt uns und macht uns traurig. Mit großer Sorge beobachten wir neu entflammten Judenhass, Rassismus und rechtsextreme Gewalt. Dem müssen wir – Seite an Seite mit Christen, Juden und Muslimen – entschieden entgegentreten.
Wir glauben, dass Gott seinem Volk Israel die Treue hält und warten mit Israel auf einen neuen Himmel und eine neue Erde.
Pfarrer Gregor Kauling, Kath. Kirchengemeinde St. Marien
Pfarrerin Karin Dembek, Evangelische Kirchengemeinde Kevelaer
Pfarrer Andreas Poorten, Kath. Kirchengemeinde St. Antonius
Pastor David Burau, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Kevelaer