Aktuelles
Ein Seelsorger, Geistlicher, Prediger, Kümmerer, Wertebewahrer und Brückenbauer
Xanten. Es war die lang geplante, große Verabschiedung. Hans Joachim Wefers, seit 30 Jahren Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde Xanten-Mörmter und seit 16 Jahren Superintendent des Ev. Kirchenkreises Kleve wurde am Samstag im Xantener Dom durch den Vizepräses der Ev. Kirche im Rheinland, Christoph Pistorius von seinem Dienst entpflichtet.
„I did it my way“, ein Liedwunsch von Pfarrer Wefers, überbrückte die kurze Zeit nach dem Gottesdienst und vor den Grußworten. So hat Hans-Joachim Wefers sich nicht einfach entpflichten lassen. Er hat sich von den Gemeindegliedern und Weggefährten verabschiedet, indem er dem Gottesdienst seinen eigenen, fröhlichen Charakter gegeben hat. Statt sich „passiv“ verabschieden zu lassen, hat er gepredigt, den Taizé Chor dirigiert, Solo-Gitarre gespielt und die selbst ausgesuchten Lieder mit seiner bekannt kräftigen Stimme mitgesungen.
Die Titelseite der Einladung zur Verabschiedung hatte Hinweise auf den Predigttext gegeben. Die Predigt verriet sehr viel darüber, wie Hans-Joachim Wefers dem Leben gegenübersteht. „Seht ihr nicht die Lilien auf dem Felde, sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht“, heißt es in der Bergpredigt. Die Lilien vertrauen darauf, dass sie täglich genug zum Leben bekommen. „Man kann nicht zwei Göttern gleichzeitig dienen, dem Mammon und dem Trachten nach Gottes Reich“, so Wefers. „Mammon“ sei dabei nicht nur als „Reichtum“ zu verstehen. Es sei auch „der Versuch, die eigene Existenz aus uns selbst heraus abzusichern“. Statt darauf zu vertrauen, dass Gott alles Nötige gibt.
Der Lebensweg Wefers bis zum Pfarrer und Superintendenten ist von diesem Vertrauen geprägt. So hatte Wefers sich nach fünf Jahren Studium der Physik und Elektrotechnik mit abgeschlossenem 1. Staatsexamen entschieden, etwas anderes zu machen. Er konvertierte, wurde evangelisch und wollte ev. Theologie studieren – auch ohne finanzielle Unterstützung der Eltern. „Dass Hans-Joachim Wefers einmal evangelischer Pfarrer sein würde, ist ihm nicht an der Wiege gesungen worden“, formulierte Vizepräses Pistorius in seiner Ansprache. „Auch der Start als Pfarrer war Anfang der 1990er Jahre keine Leichtigkeit“, berichtete Wefers. Die Landeskirche hatte damals viel mehr Bewerber als freie Pfarrstellen. Irgendwie ging das alles gut. Und so vertraut Wefers darauf, dass Gott alle kleinen, mittleren und großen Probleme dieser Welt gut enden lässt. „Das glaub ich nicht, dass Gott die Welt nicht mehr in den Händen hält“, sang Wefers später an der Gitarre solo.
„Die Sache Jesu braucht Begeisterte“, so hieß ein anderes Lied, das am Samstag im Dom gesungen wurde. So einer ist auch Pfarrer Hans-Joachim Wefers. Ein Wegbegleiter erinnerte sich, wie Wefers als junger Erwachsener Jugendgottesdienste in Kempen mitgestaltete und sich schon damals von Taizé begeistern ließ. „Danke für alle deine Dienste in der Kirchengemeinde, im Kirchenkreis, in der Landeskirche, in der Ökumene und in der Kommune“, sagten viele in Form eines Segen spendenden Votums oder in einem Grußwort.
Die Ökumene ist Wefers immer ein Anliegen gewesen. „Die Entscheidung für den Dom hat nicht nur mit dem größeren Raum zu tun“, sagte Pfarrerin Simone Drensler. „Die Ökumene in Xanten ist in deiner Zeit gewachsen“, meinte auch Dompropst Stefan Notz. „Du nimmst die Menschen nicht nur mit, du beteiligst sie“, fügte Assessor und stellvertretender Superintendent Robert Arndt ein weiteres Wesensmerkmal aus. „Mehr Demokratie wagen – ein Zitat von Kanzler Willy Brandt 1974 passt dazu, es ist damals so wichtig wie heute.“ Weitere Grußworte sprachen Landrat Christoph Gerwers, Rainer Weber für die Bürgermeister im Kreis Kleve, Guido Höhne für das Presbyterium, Thomas Brödenfeld für die Superintendenten am Niederrhein, Jürgen Franken, Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag und der Xantener Bürgermeister Thomas Görtz. „Sie waren als Superintendent zwar nur mit 25 Prozent Stellenumfang in Xanten Pfarrer, Pfarrer aber immer zu 100 Prozent“, meinte Görtz.
Nach zweieinhalb Stunden war Schluss im Dom und die Gemeinde zum Empfang im Gemeindehaus eingeladen. Auch dort verabschiedeten sich viele von „ihrem“ Pfarrer, der seit einiger Zeit in Goch ein neues Domizil gefunden hat – in Xanten wird er mit seiner Frau Adelheid immer willkommen bleiben.
Bild 1: Superintendent Wefers predigte im Dom
Bild 2: Superintendent Wefers spielt Solo-Gitarre
Bild 3 Entpflichtung: Vizepräses der Ev. Kirche im Rheinland, Christoph Pistorius und Pfarrer Hans-Joachim Wefers
Bild 4 Handschlag nach der Entpflichtung
Bild 5 Vikar Florian Rentzsch (Kleve) gehörte zu denen, die ein Votum/Segen aussprachen.
Bild 6 Wefers dirigierte den Taizé-Kreis
Bild 7 Die Band trug fröhliche Musik zum Gottesdienst bei
Bild 8 Dompropst Notz, Superintendent Hans-Joachim Wefers, Vizepräses Christoph Pistorius während der Grußworte