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Bekennen

Wofür stehst du ein? Als Christin stehe ich für Gott und seine Sache ein. Dazu zu stehen … für uns hier (in Deutschland) und heute relativ einfach. Denn wenn ich bekenne: Ich glaube an Gott, der diese bunte Vielfalt von Frauen und Männern und allen dazwischen und außerhalb gemacht hat. Dann gucken vielleicht einige etwas irritiert und andere fragen sich hämisch, was das soll – aber so ein Bekenntnis bringt mich nicht in Schwierigkeiten. An anderen Orten und zu anderen Zeiten ist und war das anders. Sich zu Gott zu bekennen und für die Vielfalt des Lebens einstehen, kann und konnte gefährlich sein.
Einer, der das getan hat – gegen Widerstände und mit am Ende tödlicher Konsequenz - war Dietrich Bonhoeffer. Am 9. April 1945 wurde er von den Nazis im KZ Flossenbürg ermordet. Er hat sich eindeutig gegen die Nazi-Ideologie positioniert und war Teil der Gruppe, die am 20. Juli 1944 ein Attentat auf Adolf Hitler versuchte. Sein Ziel war nicht ein Heiliger zu werden (auch wenn er von manchen dazu stilisiert wird). Vielmehr ging es ihm um die Diesseitigkeit des Glaubens. In dieser Welt Christus, den Gekreuzigten, bezeugen, dafür steht er. In einem Glaubensbekenntnis drückt Bonhoeffer dies so aus:
„Ich glaube, daß Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, daß Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandkraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müßte alle Angst vor der Zukunft überwunden sein. Ich glaube, daß auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und daß es Gott nicht schwerer ist mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten. Ich glaube, daß Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern daß er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.“
Wofür stehst du ein? Mich beschäftigt diese Frage, wenn ich manche alt-neuen Sprüche höre.
Rahel Schaller,
Pfarrerin in Goch und Louisendorf