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Zusammenhalt

Alleine kann jede:r“, sagt die Bäuerin eines Lernbauernhofes in Dortmund. „Wir bringen hier Kindern bei, zusammen zu arbeiten.“ Dieser Satz springt mich an!

Stimmt das denn? Sind wir in unserer Gesellschaft so individualistisch drauf, dass wir das „Zusammen“ erst lernen müssen? Ja, das ist wohl so: wir sind eher ich-bezogen als wir-betont. Jede:r schmiedet ihr und sein eigenes Glück. Das prägt. Beispielsweise wollen viele von uns so lange wie möglich alleine zurechtkommen. Um Hilfe bitten, kostet Überwindung. Auf andere angewiesen sein, ist kein schönes Gefühl. Sich auf andere einlassen, mit ihnen zusammenarbeiten – so etwas kann superanstrengend sein. Lieber mache ich mein Ding alleine.

Aber: ist eine solche Haltung zukunftstauglich? Angesichts unserer tiefgreifenden Krisen habe ich da meine Zweifel. Womöglich hat unser ausgeprägter Individualismus ausgedient. Heutzutage sind Zusammenhalt und Gemeinschaftssinn gefragt.

So zeigt uns die Corona-Pandemie: wenig ist gewonnen, wenn ich alleine geimpft bin. Oder unser Land beim Impfen anderen Ländern voraus ist. Die weltweite Gefährdung kann nur global und gemeinschaftlich besiegt werden. Enthalten wir den Armen dieser Welt zu lange Impfstoff vor, breiten sich die noch gefährlicheren Virus-Mutanten auch bei uns aus. Ähnlich ist es bei der Klimakatastrophe. Wenn unser gemeinsames Haus Erde fiebert, braucht es weltweite Umkehr und gemeinschaftliche Anstrengungen. So dass vielerlei Potential zusammenwirken kann und etwas Größeres dabei herauskommt als im Alleingang.

Schon in der Bibel steht: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei (Genesis 2,18). Gewöhnlich denken wir dabei an eine Paarbeziehung. Denken wir größer! Denken wir an Gefährt:innenschaft und Gabenvielfalt und Gemeinschaftsgeist! Menschen sind aneinander gewiesen und aufeinander angewiesen. Im Großen und im Kleinen. Das macht sie wirklich menschlich. Das wäre doch traurig, wenn nicht auch wir gelernten Individualist:innen noch umlernen könnten! Wie? Das könnte Thema einer anderen Kolumne sein.

Elisabeth Schell, Pfarrerin
in der Evangelischen Kirchengemeinde Kleve
Telefon 02821 / 45 30 31
elisabeth.schell@ekir.de

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