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Pfarrer Robert Arndt

Erntedank

In jungen Jahren konnte ich mit dem Fest weniger anfangen. Erst im Lauf des Lebens wurde und wird es für mich bedeutsamer: Am Sonntag feiern die christlichen Kirchen das Erntedankfest. Als Konfirmand zog ich in meinem Heimatdorf von Tür zu Tür und sammelte Geld und Lebensmittel als Spende, die dann Teil des Altarschmucks am Sonntag in der Kirche wurden. Naja, nicht unbedingt mein Lieblingsfest – wie gesagt. Doch mit zunehmendem Alter betrachte ich nicht mehr so viel als selbstverständlich wie in jüngeren Jahren. Und das Fest wird mir wichtiger. Vielleicht ist es auch ein gutes Zeichen, dankbarer im Leben zu werden. Bei aller Arbeit und bei aller Sorge bekommen wir ja das Wichtigste im Leben geschenkt: das Leben selbst, Menschen, die uns lieben, Gesundheit. Dafür dankbar zu sein, ist wohl eine gute Lebenseinstellung – auch über den christlichen Glauben hinaus.

Und Erntedank 2020? Corona hier, Corona da – und noch kein Ende. Dankbar bin ich, dass ich selbst bis heute gut durchgekommen bin. Keine Urlaubsreise, aber es gibt schlimmeres. Manche sind gesundheitlich oder auch wirtschaftlich nicht gut durchgekommen. Viele kamen auch an persönliche und familiäre Grenzen. Und auch die Kirchen und die Gemeinden werden nicht unbeschadet durchkommen. Dankbarkeit? Ja. Vor allem weil es hier bei uns vergleichsweise gut gegangen ist – auch wenn nicht alles gut ist.

Aber Dankbarkeit ist eben auch die Fähigkeit auf das Gute zu schauen und sich daran zu freuen. Also auch eine Art Geschenk. Und deswegen mag ich Erntedank immer mehr. Weil es mich schauen lässt auf das Gute im Leben. Meinen Blick wendet von dem allzu alltäglichen Schauen auf das, was eben nicht perfekt ist. Hin zu dem, was mein Leben reich macht und aus macht. So wie der Psalmbeter sagt: „Danket, dankte Gott. Denn er ist sehr freundlich und seine Güte währet ewiglich.“

Robert Arndt
Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinden Goch und Kervenheim

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