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Zum Wochenende: Vor Dir war schon einer unterwegs

Den Zwischenstopp in Chartres haben wir eingeplant. Gut die Hälfte der Strecke zu unserem Urlaubsort am Atlantik ist geschafft. Die kleine Stadt westlich von Paris liegt nicht weit entfernt von der Autobahn L’Océane. Wir wollen nicht einfach vorbeifahren; immerhin gehört die Kathedrale zum Weltkulturerbe. Etwas beklommen suchten wir den Weg vom Parkplatz durch die Stadt. Schließlich ist die Einreise nach Frankreich wegen Corona noch nicht lange wieder erlaubt. Entsprechend sind nur wenige Menschen unterwegs – auch in der Kathedrale.

Ohne Touristenströme wirkt der Raum noch erhabener. Ich weiß direkt, warum ich hier bin. Ich denke an die Worte des Schriftstellers Pascal Mercier: „Ich möchte nicht in einer Welt ohne Kathedralen leben. Ich brauche ihre Schönheit und Erhabenheit. Ich brauche sie gegen die Gewöhnlichkeit der Welt.“

Wir nehmen uns Zeit, sehen uns um, staunen. Dann wird es Zeit aufzubrechen. Ich bleibe dabei noch einmal stehen und sehe mir die großen Fenstern über dem Hauptportal an. Sie zeigen die Geschichte Jesu Christi in allen Details – seine Menschwerdung, sein Leben, Kreuz, Auferstehung und oben drüber den kommenden Weltenherrscher. Ich denke: Die Menschen, die diese Bilder über den Ausgang gesetzt haben, wussten genau, was sie taten. Wer geht, sieht, dass ihm dieser Christus vorangeht. Und dass sein eigener Weg damit schon gebahnt ist.

Pfarrer Georg Freuling, Evangelische Kirchengemeinde Kleve

Bild: Kathedrale von Chartres © Nele Freuling 2020

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