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Wie konnte das passieren?

Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Fehler macht keiner gerne oder absichtlich. Ungemütlich wird es, wenn das Gegenüber Fehler auskostet. Den Finger mehr als nötig in die Wunde legt. Wie häufig fragen wir als erstes nach den Schuldigen, danach, warum etwas nicht getan oder nicht verhindert wurde und welche Strafe, Sanktion oder Ersatzleistung mindestens fällig wird. Folge ist, dass Menschen Fehler am liebsten vertuschen wollen, auch ein Lernen daraus erschwert wird.

(Hannover, EKD). Anlässlich des Buß- und Bettags am morgigen Mittwoch (16.11.22) hat die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, dazu aufgerufen, barmherzig mit Irrtümern und Fehlbarkeit umzugehen.

Niemand traue sich, Fehler zu machen und niemand wage, einen Irrtum zuzugeben, so Kurschus: „Das lähmt und beschämt und blockiert“. Fehler machen gehöre jedoch zum Menschsein: „Wir irren, wir liegen schief, wir verrennen uns, wir schätzen Situationen falsch ein.“ Manchmal bleibe das einigermaßen folgenlos, manchmal ende es dramatisch, tragisch, unverzeihlich, ob im Politischen oder im Privaten, so die Ratsvorsitzende.

„In all den schweren Krisen, die uns gerade beuteln, sind gewaltige Umorientierungen von uns verlangt. Sie nötigen uns, vieles anders zu sehen und anders zu machen und anders zu verstehen als bisher. Sie zwingen dazu, bisherige Sichtweisen und Meinungen zu korrigieren. Womöglich sogar mehrmals. Warum ist das bloß so schwer? Ich beobachte, wie wir es in den großen Nöten der Gegenwart immer weniger verstehen, aufrichtig und menschlich, ernsthaft und barmherzig mit Irrtümern und grundsätzlicher Fehlbarkeit umzugehen. Und zwar sowohl mit unseren eigenen Irrtümern wie mit der Fehlbarkeit anderer“, so Präses Kurschus.

Helfen könne dabei aus dem Kreisen um sich selbst herauszutreten, heranzutreten an Gott und ihn zu bitten: „Erforsche mich, Gott und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine. Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege.“ (Psalm 139,23-24). Am Ende seien es nicht Algorithmen oder Computerprogramme, die das entscheidende Wort sagen oder die entscheidende Tat vollbringen, sondern Menschen. „Hoffentlich solche, die um ihre Fehlbarkeit wissen und Irrtümer eingestehen können. Vielleicht sogar solche, die sich damit an Gott wenden.“

Der Buß- und Bettag mache Mut, vom eingeschlagenen Weg umzukehren, statt ihn mit zusammengebissenen Zähnen weiterzugehen, die gehabte Meinung zu ändern, statt sie grimmig zu verteidigen, getroffene Entscheidungen zu überdenken, statt sie eisern durchzuziehen. Und dies als Not-wendige Stärke zu verstehen, so Präses Kurschus: „Meine Erfahrung ist: Beten hilft dabei. Um Gottes Hilfe bitten. Gott wird hören, Gott wird hinsehen, und Gott wird sich hören lassen, das glaube ich gewiss.“

Der protestantische Buß- und Bettag, erstmals 1532 im mittelalterlichen Straßburg offiziell eingeführt, wurde 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer Sachsen als arbeitsfreier gesetzlicher Feiertag ersatzlos gestrichen. Der Bußtag hat seinen festen Platz im kirchlichen Festkalender jedoch nicht verloren und ist im Leben vieler Menschen nach wie vor fest verwurzelt.

Weitere Informationen unter www.ekd.de/busstag und www.busstag.de.

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