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Köln, Konstantin und die Juden

2021 feiern wir in Deutschland 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Es sind auch 1700 Jahre, in denen Juden viel Leid angetan wurde. Zum Vortrag über „Köln, Konstantin und die Juden“ hatte der Synodalbeauftragte für christlich-jüdischen Dialog im Kirchenkreis, Pfarrer Georg Freuling (Kleve), eingeladen. Über die Plattform „zoom“ fanden sich 14 interessierte Teilnehmende zusammen.

Das Edikt Kaiser Konstantins beweist zunächst, dass es in Köln 321 nach Christus bereits eine jüdische Community gegeben hat. Köln gehörte damals zum Heiligen Römischen Reich, von Deutschland war noch lange nicht die Rede. Das Edikt war die Antwort auf eine Anfrage des Kölner Stadtrates an den Kaiser in Rom, ob Juden das Amt des Stadtrates übertragen werden könne. Wahlen wie heute gab es nicht, die Ämter wurden „untereinander“ verteilt. „Stadtrat zu sein, war damals nicht nur mit Ehre und Ansehen verbunden“, berichtet Freuling. „Auch die Finanzierung städtischer Bauten wie Thermen gehörte zu den Erwartungen an die Amtsträger“. Ebenfalls übliche heidnische Opfergaben schlossen ansässige Juden jedoch von diesem Amt aus.

Im Wortlaut schrieb der Kaiser: „Durch reichsweit gültiges Gesetz erlauben wir allen Stadträten, dass Juden in den Stadtrat berufen werden. Damit ihnen [den Juden] selbst aber etwas an Trost verbleibe für die bisherige Regelung, so gestatten wir, dass je zwei oder drei […] aufgrund dauernder Privilegierung mit keinen [solchen] Berufungen belastet werden.“

Eine dauerhafte Wende zu mehr Akzeptanz des Judentums in Europa brachte das Edikt nicht. Warum also ist die Geschichte des jüdischen Volkes so von Leid, Vertreibung und Ausgrenzung gekennzeichnet? „Schon in der Frühzeit sind Jüdinnen und Juden weit über den Erdball verstreut gewesen und nur eine kleinere Zahl lebte in Israel selbst“, so Freuling. Während Menschen entweder an viele Götter glaubten oder heidnische Bräuche pflegten, waren Juden eine der ersten monotheistischen Religionen – und häufig in der Minderheit. Erst waren sie eine Minderheit gegenüber einer heidnischen Mehrheit, dann eine Minderheit gegenüber einer christlichen Mehrheit. Religionszugehörigkeit wurde häufig missbraucht, um die eine von der anderen Gruppe zu distanzieren. „Es ging eigentlich immer um die Frage, wer das auserwählte Volk ist“, so Freuling. Juden und Christen beanspruchten das (inklusive gesellschaftlicher Vormachtstellung) gleichermaßen.

Freuling zeigte anhand von Edikten und Rechtsverordnungen, wie Antijudaismus in den ersten Jahrhunderten nach Christus durch Kaiser, bedeutende Kirchenväter, im Mittelalter (u.a. durch Martin Luther) und nicht zuletzt durch die Nationalsozialisten stattgefunden hat. Verbote der Berufsausübung, Heiratsverbote, Diskreditierungen, Vorenthaltungen von Bürgerrechten pflastern die Jahrhunderte, bis hin zum Holocaust. „Diese Stereotypen und Antijudaismus finden wir leider heute immer noch in Anschlägen auf Synagogen und auf Menschen jüdischen Glaubens.“

Pfarrerin Rahel Schaller, zweite Synodalbeauftragte des christlich-jüdischen Dialogs im Kirchenkreis, lädt zu einem weiteren Vortrag im Rahmen des Festjahres ein: Am 23. Juni, 20 Uhr ist – ebenfalls im zoom-Format – Dr. Ulrike Schrader zu Gast. Die Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal steigt dann tiefer ein in antisemitische Stereotypen und die Frage, warum sie sich hartnäckig halten – explizit und implizit. Zur Teilnahme ist eine Anmeldung über die Mailadresse rahel.schaller@ekir.de notwendig, der Zugangscode wird rechtzeitig vorher zugemailt.

Die Kirchengemeinde Xanten bietet eine dreiteilige ökumenische Veranstaltungsreihe an, die jeweils einen Gedanken zur Begegnung von Christen und Juden aufnehmen.
Die Reihe beginnt am Dienstag, 1. Juni, 19 Uhr im Dom in Xanten:
Christen reden vom Alten und Neuen Testament. Was denken wir, wenn wir „alt“ hören? Ist es überholt, oder ist es besonders wertvoll und zu ehren? Wie ist die Beziehung zwischen den beiden Teilen unserer Bibel? Welchen Stellenwert haben Worte des ersten (alten) Testamentes für Christen? Im Rahmen einer Andacht klingen Fragen und Annäherungen an. Pastoralreferentin Christiane Flüchter und Pfarrer Hans-Joachim Wefers gestalten die Andacht.
Weitere Termine sind dann für Dienstag, 8.Juni, im Dom in Xanten und für Montag, 14. Juni, am jüdischen Friedhof vorgesehen.

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