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Um Frieden beten

Es ist Samstag. Mehr als 30 Menschen zähle ich auf dem Platz vor der St.-Anna-Kirche in Materborn. Punkt 12 Uhr läuten die Glocken das Ökumenische Friedensgebet ein. Es tut gut, ein paar Minuten einfach still zu werden – der Straßenlärm tritt zurück. Dann folgen Lieder und Texte im Wechsel. Wir beten und singen um ein Ende der Gewalt: Kriegstreiber sollen gestoppt werden, Kriegsopfer sollen Hilfe, Heilung, Hoffnung erfahren. Zerstörte Häuser und Lebensgrundlagen sollen wieder aufgebaut, die vielfältigen Wunden „verpflastert“ werden. Nach einer halben Stunde werden wir mit Segen entlassen.

Seit Beginn des Ukrainekriegs Ende Februar kommen Menschen zu diesem Friedensgebet zusammen. Samstag für Samstag, ohne Ferienpause. Am Anfang etwa 150 Menschen, jetzt weniger. Meistens vor St. Anna, manchmal vor Herz Jesu in Reichswalde. Ich freue mich, dass ich manchmal dabei sein kann. Die Gemeinschaft mit Anderen, denen diese Welt nicht egal ist, tut mir gut.

Nutzt solches Beten? Gott stoppt den Krieg doch nicht, oder? Das müssen schon wir Menschen machen! Was ist es, was die treu und auch trotzig Betenden nicht aufgeben lässt?

Ich erlebe: Worte des Friedens können uns selbst Beine machen und unsere Füße auf den Weg des Friedens lenken. Ich gehe anders vom Platz weg, als ich gekommen bin. Solches Beten in Gemeinschaft stärkt auch die Widerständigkeit gegen eine allein militärische Logik. Und sie hält Hoffnung wach. Es ist diese verrückte Hoffnung: Größte Kraft ist immer noch die Liebe.

Das morgige Ökumenische Friedensgebet wird in Reichswalde sein, mittags um Zwölf vor der Kirche. Schade, ich habe schon woanders zugesagt. Aber Sie treffen dort Menschen, denen diese Welt am Herzen liegt.

Elisabeth Schell
Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Kleve
Telefon 02821-453031
Elisabeth.Schell@ekir.de

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