Aktuelles

Stolperstein-Initiative gedenkt Leni Valk

Erinnerung an Leni Valk: vlnr. Pfarrerin Rahel Schaller, Dr. Stephan Mann, Ruth Warrener, Heinz van de Linde, Bärbel Neumann

Goch. Im zehnten Jahr ihres Bestehens erinnert die Stolperstein-Initiative Goch an die Gocher Opfer des nationalsozialistischen Regimes. Einige der geplanten Veranstaltungen stellten sie im Ev. Begegnungshaus M4 vor. 2013 jährte sich der Todestag der 9-jährigen Leni Valk zum 70. Mal. Die damaligen Organisatoren fanden sich nachher zusammen, die Stolperstein-Initiative war – auch mit Unterstützung der Gocher Ratsfraktionen – geboren.

„Knapp über 100 Stolpersteine wurden bereits verlegt“, sagt Bärbel Neumann, eine der Initiatorinnen der ersten Stunde. Damit ist zumindest aller jüdischen Opfer der Nazi-Diktatur in Goch gedacht, „andere Namen sind in den uns vorliegenden Listen nicht zu finden“, erklärt Ruth Warrener. „Es kann nie um die Erinnerung alleine gehen“, so Dr. Stephan Mann, Leiter der Kulturbühne in Goch. „Das Erinnern definiert auch unser Handeln“. Bei Warrener haben sich in den zurückliegenden 10 Jahren viele Angehörige und Nachfahren der Opfer gemeldet. „Ich habe immer noch Kontakt zu vielen“, so die inzwischen pensionierte Lehrerin. Das Gedenken und Bemühen, Taten und Opfer nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, sei für die Nachfahren wichtig und eine Art Aussöhnung.

Rundgang-Lesung-Konzert

Es sind drei Termine, welche die Stolperstein-Initiative in diesem Jahr angehen will: Bereits am Sonntag, 21. Mai gibt es um 16 Uhr einen Rundgang „Auf Lenis Spuren“. Bärbel Neumann und Ruth Warrener erzählen vom Leben Leni Valks und ihrer Familie. Sie bleiben stehen an den Orten, wo Leni unterwegs war: Am Wohnhaus der Familie (heute Sparkasse), am Markt rechts neben der Eisdiele befand sich das gut gehende Bekleidungsgeschäft der Familie Valk, in der Herzogenstraße, Ort der ehemaligen Synagoge/Schule/Gemeindehaus. Dort soll ein Gedenkstein niedergelegt werden, so wie es in der jüdischen Kultur an Grabsteinen üblich ist.

Lesung

Am Beispiel Leni Valks sind auch lang zurückliegende Geschehnisse für Kinder und Jugendliche fassbar. So ist in Zusammenarbeit mit der Gesamtschule Mittelkreis ein Projektkurs in Planung, der in einer Lesung am 28. September um 18 Uhr im „M4“ mündet – Es wäre Lenis 90. Geburtstag gewesen.

Die Geschichte der Familie Valk in Goch ist so erschütternd wie beispielhaft für viele Schicksale jüdischer Familien in der Zeit. Deutsche durften plötzlich nicht mehr bei Juden einkaufen, später wurden Juden Berufsverbote erteilt, die Lebensgrundlage entzogen. Als wenn das nicht unmenschlich genug wäre, wurden Juden systematisch in Vernichtungslager deportiert und ermordet. So kamen auch die Eltern von Leni am 10. Dezember 1941 nach Riga. Leni selbst verbrachte ein paar glückliche Monate bei Onkel und Tante in Leuwaarden (NL), bis auch Leni deportiert und im Vernichtungslager Sobibor (Südosten Polens), noch keine 10 Jahre alt, stirbt. Als Todestag gilt der 21. Mai 1943. Sobibor war ein deutsches Vernichtungslager im besetzten Polen. Das Lager wurde Anfang 1942 errichtet. Dort wurden nach Schätzungen bis zu 250.000 Juden in Gaskammern hingerichtet, darunter vermutlich 33.000 Menschen aus den Niederlanden.

Konzert

Zur Erinnerung an die Reichspogromnacht (9./10. November 1938) wird das TSCHIDA-Ensemble mit Liedern jüdischer Komponisten aufwarten. Das Konzert ist am Donnerstag, 10. November, ab 18 Uhr im Rathaus Goch geplant. Während der Novemberpogrome fanden deutschlandweit gezielte Gewaltaktionen gegen Menschen jüdischen Glaubens statt.

„Wir wollen unseren Blick in der Zukunft auch auf andere Opfer der NS-Zeit richten, wie zum Beispiel Kommunisten, Opfer von Euthanasie und Sterilisierung, Fremdarbeiter, Sinti und Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas“, ergänzt Warrener. Bei den jüdischen Opfern sei Bedingung für einen Stolperstein gewesen, dass sie zumindest ein Jahr tatsächlich in Goch gewohnt haben.

Weitere Informationen und Spendenmöglichkeiten zur Stolperstein-Initiative sind erhältlich bei Ruth Warrener unter ruth.warrener@t-online.de. Bislang konnten durch die Spenden alle Stolpersteine bezahlt werden.

Zurück