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Stimmungswechsel

Am Mittwoch war Aschermittwoch. Karneval ist vorbei, die Passionszeit hat begonnen. Statt Ausgelassenheit geht es um Nachdenklichkeit, weil wir beides brauchen. Gesungen wird nicht mehr in Dur, sondern in Moll. So wie in dem Lied „Holz auf Jesu Schulter.“ Gedichtet hat es der reformierte Pfarrer Willem Barnard, die Melodie stammt vom katholischen Priester Ignace de Sutter. Es steht im Gotteslob (291) und im Evangelischen Gesangbuch (97).

In der Passionszeit geht es um das Leiden Jesu, um das Kreuz. Dieses Lied nennt es erst in der letzten Strophe beim Namen. Auch so wird klar, worum es geht: „Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht, ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht.“ Damit ist in einem Satz gesagt, was dieses Kreuz für Christinnen und Christen bedeutet: Es steht für die Brutalität und Grausamkeit dieser Welt. Und doch wächst aus diesem Kreuz für uns das Leben: Weil Gott sich selbst mit Jesus in die Abgründe dieser Welt hinein gibt, bleibt kein Abgrund mehr für uns Menschen bodenlos. Wo die Gewalt auf den ersten Blick das letzte Wort behält, siegt am Ende das Leben: Nach 40 Tagen Passionszeit feiern wir Ostern, die Auferstehung Jesu. Bis dahin heißt es Durchhalten, weil die schweren Wegstrecken unseres Lebens uns manchmal endlos scheinen. Bis dahin gilt es, nicht den Mut zu verlieren, auch wenn diese Welt verrückt spielt und am Abgrund steht. Die Passionszeit ist dafür da, das für das ganze Leben einzuüben.

Am Mittwoch war Aschermittwoch. Den katholischen Brauch des Aschekreuzes kann ich als evangelischer Pfarrer übrigens gut nachvollziehen. Ich verstehe ihn so, dass katholische Christinnen und Christen sich damit das Kreuz zu eigen machen, um daraus Kraft fürs Leben zu schöpfen. Und vielleicht singen wir es ja in den nächsten Wochen gemeinsam: „Kyrieeleison, sieh, wohin wir gehen. Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.“

Pfarrer Georg Freuling (Evangelische Kirchengemeinde Kleve)

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