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Kirchentalk informierte zur Landessynode

Interessierte erfuhren aus erster Hand, wie und welche Themen auf der Landessynode Anfang Februar in Bonn verhandelt worden sind. Zum „Kirchentalk“ nach der Landessynode hatte der Kirchenkreis in das Verwaltungsamt eingeladen. Die Landessynode ist das höchste beschlussfassende Gremium innerhalb der Evangelischen Kirche im Rheinland und tagte vom 2. – 7. Februar. Von den vier Delegierten des Kirchenkreises Kleve informierten Superintendent Robert Arndt, Pfarrerin Karin Dembek und Dr. Rose Wecker über die für uns „Klever“ relevanten Themen.
„Es gibt auf Kirchenkreis und Gemeindeebene keine Pflicht mehr, Fachausschüsse zu bilden“, so Pfarrerin Karin Dembek. Gerade kleine Gemeinden mit kleinen Presbyterien leiden oft darunter, die von der EKiR bislang vorgeschriebenen Ausschüsse alle zu besetzen. Natürlich müsse auch kein gut laufender Ausschuss, der sinnvolle Arbeit leistet, nun aufgegeben werden.

Die Kirche will sich ändern und noch offener werden für Menschen, die sich in ihr beteiligen wollen. Kirchengemeinden sind Körperschaften öffentlichen Rechts mit bestimmten Rechten und Pflichten. Diese formale Seite der Kirche könne manchen abschrecken in „der Kirche“ aktiv zu werden. So ist nun die Überlegung der Landessynode zu prüfen, ob es weitere innerkirchliche Rechtsformen geben kann, um sogenannte Projektgemeinden bilden zu können. Zum Beispiel eine gemeindeübergreifende Chorgemeinschaft, eine Jugendkirche, eine Kirche mit sozialdiakonischem Schwerpunkt oder vieles andere mehr. Diese sollten dann von den kirchengemeindlichen Pflichten wie Rechnungslegung, Presbyteriumssitzungen, weitestgehend befreit werden, weil sie unter dem Dach einer Gemeinde oder eines Kirchenkreises agieren würden. Dennoch könnten sie mitreden und entscheiden, weil sie einen Sitz in der Kreissynode bekämen.
„Das hört sich erstmal verlockend an und ist definitiv mal was Neues“, der Meinung waren einige im Verwaltungsamt. Es wirft jedoch Fragen auf, die in den kommenden zwei Jahren noch beantwortet werden sollen: Gibt ein Gemeindeglied für die Projektgemeinde seine Mitgliedschaft in der Ortsgemeinde auf oder sind Doppel- oder Mehrfachmitgliedschaften möglich? Wie wird die Kirchensteuer dann neu verteilt?

Die Landessynode war auch eine Wahlsynode, wichtige Ämter der Kirchenleitung wurden neu bestimmt. Viel Aufmerksamkeit bekam der Dienstagabend zum Thema Rassismuskritik: Auf Vorschlag der Evangelischen Jugend im Rheinland hatte sich die Landesynode dem Thema angenommen – in einem völlig neuen Format. Mit dabei waren 50 junge Menschen aus der Region, aus der evangelischen Jugendarbeit, aus Schulen und Studierendengemeinden. Das neue Konzept ist ein Ergebnis der Jugendsynode 2019: Regelmäßig soll die Evangelische Jugend ein Thema in das neue Format mitbringen. „Rassismus prägt uns tiefer als wir denken“, sagte Carla Peekhaus, stellvertretende Vorsitzende der Evangelischen Jugend im Rheinland. In Presbyterien und auch in der Jugendarbeit im Rheinland seien „People of Color“ kaum in verantwortungsvollen Aufgaben zu finden.
„Wie können wir überhaupt über Rassismus sprechen?“ Dafür hatte die Jugend sich mit Prof. Dr. Paul Mecheril von der Universität Bielefeld Unterstützung geholt. Der Wissenschaftler verwarf kurzerhand sein Manuskript und seine Powerpoint-Präsentation. Zu viel schien ihm auf der Seele zu liegen. „Rassismus tötet!“, sagt er. Und: „Wir stehen nicht außen vor. Wir sind nicht aus dem Schneider. Wir sind involviert.“ Und: „Wir müssen das Sprechen über Rassismus lernen. Wir müssen Rassismus thematisieren.“ Auch die Landessynodalen aus dem Kirchenkreis fanden den Vortrag sehr lohnenswert.