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Kirche Mörmter wurde entwidmet

Xanten. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts gab es auf dem heutigen Gebiet der Stadt Xanten zwei reformierte evangelische Kirchengemeinden, die eine bestand seit 1546 auf dem Gebiet der alten Herrlichkeit Mörmter, die andere gab es seit 1572, 26 Jahre später, in Xanten. In einem mehrjährigen Prozess hatte sich das Presbyterium der Kirchengemeinde schweren Herzens dazu entschlossen, sich von der Kirche Mörmter im Düsterfeld aus finanziellen Gründen zu trennen. Seit längerer Zeit finden dort keine Gottesdienste mehr statt, am 18. Januar wurde die Kirche in einem Gottesdienst entwidmet.
Dazu schreibt Sabine Sweetsir, Vorsitzende des Fördervereins der Ev. Kirche Mörmter e.V.:
Bereits 1564 hatte der damalige Herr von Mörmter, Dietrich von Bronkhorst und Batenberg, eine reformierte Pfarrstelle in seiner Eigenkirche in Mörmter eingerichtet. Diese Kirche soll die alte Vorburg Wuisterrath der Burg Mörmter gewesen sein. 1647 stifteten die neuen Herren von Mörmter, das Ehepaar von Quadt-Wickrath, die neue reformierte Kirchengemeinde Mörmter. Die Burg Wuisterrath ließen sie1655 zu einer Kirche umbauen. Später wurden noch das Pfarrhaus, ein Schulhaus und sogar ein Gemeindearmenhaus im Umfeld der Kirche errichtet. Die Glocke wurde im Jahr 1660 in den Niederlanden gegossen. In den 1970er Jahren erneuerte die Künstlerin Lotte Marx-Colsman die Inneneinrichtung mit der jetzigen Farbgebung und erstellte eigens für die Kirche textile Kunstwerke, die sie stiftete. Der Förderverein der Kirche Mörmter öffnet seit seiner Gründung 2009 das Gotteshaus immer wieder für Besucher, u.a. an den Tagen des offenen Denkmals.
Die ev. Kirche Mörmter hätte somit in diesem Jahr als eine der ältesten evangelischen Gottesdienstorte am linken Niederrhein feierlich ihr 370. Jubiläum als Gemeindekirche begehen können.
Nach Beschluss des Presbyteriums der ev. Gemeinde Xanten Mörmter und mit Genehmigung der Rheinischen Landeskirche endete im Januar 2025 jedoch die Nutzung der ev. Kirche Mörmter in Düsterfeld (eine falsche Lesart des Namens Wuisterrath) . Am 18.Januar 2025 wurde die Kirche im Rahmen eines feierlichen Abendmahlsgottesdienstes entwidmet. Entwidmung bedeutet, dass die Kirche nicht mehr wie bisher als Gottesdienstort einer Kirchengemeinde eingeplant wird und auch verkauft und einer neuen Nutzung zugeführt werden kann.
Etwa 30 Gemeindeglieder, Mitglieder des Fördervereins , sowie PresbyterInnen der Kirchengemeinde nahmen am Gottesdienst teil, der von den Pfarrerinnen Simone Drensler (Ev. Kirchengemeinde Xanten) und Rahel Schaller (Ev. Kirchenkreis Kleve) geleitet wurde.

Beiträge von Mitgliedern des Fördervereins veranschaulichten wie schmerzhaft der Verlust der historischen reformierten Kirche als Gottesdienstort für sie ist:
Der langjährige Prädikant der Kirchengemeinde Xanten- Mörmter und Gemeindearchivar Jürgen Rosen ging auf das Stifterehepaar Quadt-Wickrath ein, deren Ehepaar-Wappenstein in der Kirche hängt und erinnerte an das wertvolle Geschenk ihrer Stiftung an die Kirchengemeinde in schwierigen Zeiten. Die Kassen dieser kleinen Gemeinde in der Herrlichkeit Mörmter waren nämlich schon damals leer. Er drückte aus, dass viele Gemeindemitglieder und der Förderverein die Entscheidung der Entwidmung nicht nachvollziehen könnten.
Die Xantenerin Susanne Strenge erzählte bewegt von ihrer Familie, die trotz Wohnorts in Xanten-Stadt die Kirche Mörmter als besonderer Ort der Andacht besonders geliebt hat. Der regelmäßige Gottesdienstbesuch in Mörmter setzte sich über mehrere Generationen fort.
Die Vorsitzende des Fördervereins Sabine Sweetsir erinnerte schließlich an die Kirche ihrer Kindheit, die sich wie ein roter Faden durch ihr Leben zog, als Ort der eigenen Konfirmation und der Taufen, Eheschließungen und Beerdigungen in der Familie.
Die Assessorin des Kirchenkreises, Rahel Schaller, predigte eindrücklich zu einem Auszug aus dem Hebräerbrief im Neuen Testament: „Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Vor dem Segen, der vor der Kirche gesprochen wurde, trugen Mitglieder des Presbyteriums die historische Kanzelbibel, sowie die Abendmahl- und Taufgeräte aus der Kirche, um damit die Entwidmung, d.h. die Aufgabe der Kirche als regulärem Predigtort zu vollziehen.
Der Förderverein der Kirche, der sich bis zuletzt für den Erhalt als Gottesdienstorts eingesetzt hatte, möchte gleichwohl seine Arbeit fortsetzen und dazu beitragen, dass die Kirche auch weiterhin für interessierte Besucher und Veranstaltungen zur Verfügung stehen kann.