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Jahrzehnte für die Erwachsenenbildung unterwegs
Mit 88 Jahren zieht Karin Schäfer mit ihrem Mann vom Niederrhein zur Familie nach Herzogenaurach. Seit Ende der 1980er Jahre engagierte sich die Weezerin in der Erwachsenenbildung. Mit ihr sprach Stefan Schmelting.
Frau Schäfer, wann fing es für Sie mit der Erwachsenenbildung an?
In Weeze wohnend hat mich der damalige Pfarrer der Gemeinde, Erhard Derksen, gefragt, ob ich nicht eine neue Gruppe für jüngere Frauen gründen könnte. So bildete sich der “Frauenabendkreis Weeze“ und ich hatte automatisch die Leitung. Das war kurz vor der Wende 1989.
Was waren die ersten Schritte?
Ich war immer sehr interessiert an vielen Themen und habe mir Anregungen von anderen geholt. Gleichzeitig wurde im Kirchenkreis die Erwachsenenbildung neu aufgestellt. Ich wurde als Vertreterin der Gemeinde Weeze in den Fachausschuss entsandt. Dort im Fachausschuss Erwachsenenbildung hatten wir regen Austausch. Ich kann mich noch an eines der ersten Treffen erinnern, das hatten wir im Ev. Kindergarten in Xanten am Klever Tor. Denn der Kirchenkreis (damals noch in Pfalzdorf) hatte noch keinen Saal, wo wir uns hätten treffen können.
Was gab es für Angebote?
Da alles neu war, haben wir uns erstmal mit einem Konzept beschäftigt, was wollen wir, was stellen wir uns für die Arbeit vor? Das Erwachsenenbildungswerk Nordrhein war uns dabei eine gute Hilfe. Beim Werk belegte ich mit anderen aus dem Kirchenkreis einen Basiskurs Erwachsenenbildung. Wir lernten eine Gruppe zu leiten und auch wie wir Menschen „bei der Stange“ halten können. Und wie gesagt, weitere Anhaltspunkte für die Arbeit kamen aus der Mitarbeit im Fachausschuss des Kirchenkreises. Das Referat konnte uns zudem bei der Suche nach Referent*innen helfen, wenn wir in Weeze ein bestimmtes Thema bearbeiten wollten. Oder wir schauten in die halbjährliche Broschüre der Erwachsenenbildung, was in anderen Gemeinden angeboten wird.
Welche Themen sind sie angegangen?
Wir haben uns im Prinzip für vieles aus dem Bereich Kirche, Gesellschaft und Psychologie interessiert. Ganz besonders habe ich noch den unter die Haut gehenden Bericht einer Weezer Jüdin in Erinnerung. Sie war mit ihren Eltern in Theresienstadt inhaftiert. Da hatte ich mit den Tränen zu kämpfen. Zudem wurden Ausflüge gemacht, natürlich haben wir auch mal gebastelt. Wir sind mit 20 Frauen in Weeze gestartet, jetzt sind noch sieben übrig. Da ich als Leitung ja nun nicht mehr zur Verfügung stehe, müssen die Sieben organisieren, wie und ob es weitergeht.
Wie hat sich die Erwachsenenbildung verändert?
In den 1990er Jahren waren wir noch sehr theoretisch unterwegs, haben viele Materialien durchgearbeitet. Heute hat das „selbst aktiv sein“ mehr Gewicht. Für mich waren die Treffen im Referat für Erwachsenenbildung, mit Sybille Schumann und den Vertreter*innen in der Fachgruppe Älterwerden immer etwas Besonderes, und ich war gerne dabei. Gerade in den letzten Jahren haben wir ja im Kirchenkreis mit den „Gesprächen im Blauen Salon“ und den Aktionen im Advent vieles angeschoben. Gut gelungen finde ich unseren Fächer „Geschichten, die vorbeifliegen“. Gesellig waren die zwei gut vorbereiteten Studienreisen, an denen mein Mann und ich teilgenommen haben. 2016 waren wir „Auf den Spuren von Martin Luther“, 2017 ging es in die Masuren. An beide Fahrten, aber besonders an die Masuren, erinnern wir uns noch oft und gern zurück.
Vielen Dank und einen guten Start in Herzogenaurach!