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Frischer Wind

Foto: Axel Hundertmarck

Kevelaer. Am Sonntag war ich auf Rügen. Es gab eine Windwarnung. Der Wind zerzauste meine Haare, blies mir kräftig ins Gesicht und wirbelte am Strand den Sand auf. Auf dem Rückweg zum Auto drückte der Wind mich vorwärts. Das war angenehm, so „angeschoben“ zu werden. Nun gibt es auch eine Windwarnung für Kevelaer. Der Wind bringt die Maispflanzen auf dem Feld vor meinem Fenster in Bewegung. Sie wogen kräftig wie ein grünes Meer. Ich schaue gerne hin. Es gibt Durchzug im Haus und ich muss Türen schließen, damit es nicht knallt oder Papiere von meinem Schreibtisch geweht werden. Eine Tomatenpflanze auf der Terrasse ist umgekippt und hat dabei leider einige grüne Tomaten verloren. Schade. Jetzt ist alles gesichert.

Ich mag Wind. Er tut meinem Kopf, meinem ganzen Körper gut. Ja, beim Fahrradfahren muss ich mich mehr anstrengen, aber auch das soll als Ausdauertraining ja gesund sein. Und der Wind trocknet ja den Schweiß…

Wir alle können frischen Wind gebrauchen – frischen Wind in unseren Köpfen und in unseren Herzen. Viele Menschen sind verunsichert, weil sie mit zu vielen Krisen auf einmal umgehen müssen: Inflation, Klimakrise, Ukrainekrieg, Fachkräftemangel, allgemeine Unsicherheit… und das nach so vielen scheinbar geruhsamen Jahren, in denen es „bequem“ war.

Frischer Wind bläst Verkrustungen fort und sorgt für einen unverstellten Blick. Nicht umsonst wird der Geist Gottes als Wind beschrieben. Wind, der antreibt – Geist, der Mut macht und Kraft schenkt. Es gibt keine einfachen Lösungen für die vielen Krisen unserer Zeit. Da heißt es zuhören, Zeit haben, bei den Menschen sein und ihre Sorgen und Ängste wahrnehmen. Mit Gottes Geist können wir für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung eintreten. Miteinander und nicht gegeneinander.

Pfarrerin Karin Dembek
Ev. Kirchengemeinde Kevelaer

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