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Erwartung

Immer noch sehne ich mich nach dem Advent der Kindheit: Wunschzettel und Geheimnisse. Basteln mit Goldpapier und Kleber an den Fingern. Mein Opa las mir Geschichten vor, während die Kerzen auf dem Adventskranz leuchteten. Die Engelkapelle und der Engel mit der Spieluhr, den meine Oma meinem Opa geschenkt hatte. Die Weihnachtsplätzchen, die ich mitbacken durfte und die, obwohl gut versteckt, ich immer fand. Das Leben war unbeschwert, stressfrei – für mich. Lästig war es, Briefe oder Karten schreiben zu müssen. Die Proben zum Krippenspiel waren ein Highlight – nur, dass ich nie Maria sein durfte. Die Maria meiner Kindheit war stets blond und blauäugig. Für einen Hirten hat’s bei mir aber immer gereicht. Und dann die Adventsfeiern! Manchmal durfte ich bei der Seniorenweihnachtsfeier eine Geschichte vorlesen. Eine aufregende, schöne Zeit, die Weihnachten ihren Höhepunkt fand.

Und heute? Ich backe Plätzchen, verstecke sie aber nicht. Ich bastele kaum. Ich schreibe immer noch nicht gerne Weihnachtskarten – freue mich aber, welche zu bekommen. Ich mag die seit meiner Kindheit enorm angewachsene Engelkapelle. Der Engel mit der Spieluhr steht mittlerweile bei mir. Ich suche Kinder fürs Krippenspiel, das ich zuvor ausgesucht habe. (Maria muss nicht blond sein.) Ich höre und lese gerne Geschichten und betrachte die Kerzen auf dem Adventskranz. Ich weiß viel mehr über Advent und Weihnachten, als das in meiner Kindheit der Fall war; aber das Erleben der Advents- und Weihnachtszeit hat sich verändert. Ganz tief in mir spüre ich Freude auf das, was Weihnachten geschieht: Gott wird Mensch, kommt uns nahe, will an unserer Seite sein – immer noch. Gott hat sich nicht verändert. Und das macht mich froh.

Pfarrerin Karin Dembek

Evangelische Kirchengemeinde Kevelaer

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