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Entwidmung Auferstehungskirche

Erinnerungen

Heute um 10:30 Uhr wird die Auferstehungskirche in Kleve-Kellen während des Gemeindegottesdienstes entwidmet. Die Ev. Kirchengemeinde Kleve hat sich nach einem langen Prozess entschieden, den Gebäudebestand zu verkleinern. Einen Käufer für die Kirche gibt es auch bereits, sie wird am 1. Januar 2020 in seinen Besitz übergehen. Im September 1964 erfolgte die Grundsteinlegung der Kirche, seit 1966 bot sie Gemeindegliedern in Kellen an der Jahnstraße ein Zuhause. Die Kirche an der Böllenstege bleibt als zweite Kirche erhalten.

Nach dem Entwidmungsgottesdienst werden für die Gemeinde wichtige Dinge herausgetragen, sie bleiben in Kleve. An der Kleinen Kirche und an der Versöhnungskirche werden Gemeindeglieder Vertrautes wiederfinden, Altartisch, Stehpult, Taufbecken. Im aktuellen Gemeindebrief blicken Gemeindeglieder zurück.

Pfarrer Achim Rohländer
"Wohl denen, die in deinem Hause wohnen, die loben dich immerdar." Es waren diese Worte aus Psalm 84, die bei der Grundsteinlegung am 26. September 1964 durch den damaligen Superintendenten Goebelsmann und die Klever Pfarrer Stockkamp und Hinnenthal per Urkunde der Auferstehungskirche mit auf den Weg gegeben wurden. Zwei Jahre später am 30.10.1966 konnte die Kirche dann in einem festlichen Nachmittagsgottesdienst "in Dienst genommen" werden. Gut 54 Jahre hat sie nun ihren Dienst getan, war Ort vieler und vielfältiger Gottesdienste. Sonntag für Sonntag. Manche haben hier zudem die Taufe, die Konfirmation oder die Hochzeit feiern können. Auch mit dem Abschied-nehmen von vertrauten Menschen ist die Auferstehungskirche verbunden.

Höhepunkte im Kirchenjahr waren stets die großen Feste Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Durch den Bau des Gemeindezentrums Mitte der 1980er Jahre konnten die Angebote an Gruppen und Kreisen erweitert. Viele fanden in Kirche und Gemeindezentrum ein Stück "Heimat" in der Gemeinde. In den letzten 1 1/2 Jahren war die Auferstehungskirche nun die "Hauptkirche" unserer Gemeinde. An der Versöhnungskirche und im Gemeindehaus ruhte das gottesdienstliche und gemeindliche Leben und es entstand das neue Gemeindezentrum, das zukünftig Raum für ein vielfältiges und geistliches Gemeindeleben bieten wird.

Die Auferstehungskirche selbst wird am 27.12.2020 in einem Gottesdienst entwidmet. Das Gemeindezentrum in Kellen zum Jahresende aufgegeben. Die Coronapandemie schränkt leider unser Abschiednehmen in Kellen spürbar ein. Stellvertretend blicken deshalb einige Gemeindemitglieder in Wehmut und Traurigkeit, aber auch großer Dankbarkeit zurück.

Helga Walter
Nach über 50 Jahren endet am 27.12.2020 unser Gemeindeleben in der Auferstehungskirche in Kellen. Denn seit 1970 gehört sie zu unserem Familienleben dazu. Klar, dass viele schöne Ereignisse uns in diesen Jahren miteinander verbinden. Angefangen hat es 1971 mit der Taufe unserer Tochter. Es folgten drei Konfirmationen 1980, 1981 und 1985 durch Pfarrerin Heidi Leucht. Die Familie wuchs. Die Enkelkinder wurden getauft. Auch deren Konfirmationen wurden dort gefeiert, der letzte Enkel in diesem Jahr unter strengen Corona-bedingungen. Mittlerweile ist meine Familie 19 Personen stark. Besonders haben wir uns Jahr für Jahr auf den schönen Ostergottesdienste gefreut mit anschließendem Frühstück im Gemeindesaal. Ein Leben in Kellen zusammen mit der Gemeinde und der Familie geht nun zu Ende, was uns alle sehr traurig macht.         

Ingrid Poschmann
Unsere Familie ist 1988 hierhergezogen. Als unser Sohn Jens 1994 zur Konfirmation ging, sind wir durch Pfarrerin Heidi Leucht in der Gemeinde aufgenommen worden. Von da an kamen wir nicht mehr von der Kirchengemeinde los. Es fing an mit dem Flohmarkt, der alle zwei Jahre stattfand, alle zwei Monate wurde mit der Gemeinde gefrühstückt., dann auch Feierabendmahle mit Frühstück im Gemeindesaal gehalten; ebenso fanden Neujahrsempfänge statt, Osterbrunch, Pfingstfeierabendmahl, Erntedankfest, Grünkohlessen zum 1. Advent, Seniorenadvent mit Kaffee und Kuchen. Mit dem Friedenslicht ging dann das Kalenderjahr zu Ende. Mein persönlicher Höhepunkt war die kirchliche Trauung meiner Eltern in der Auferstehungskirche nach 50 Jahren Ehe. Gleichzeitig hatten mein Mann und ich unsere kirchliche Trauung nach 25 gemeinsamen Jahren vollzogen. Der Zufall wollte es, dass Frau Pfarrerin Leucht am selben Tag ihren letzten Arbeitstag hatte. So ist die Auferstehungskirche immer auch ein Ort von Begegnung und Feiern gewesen.   

Christel Daams
Ende Dezember 2020 schließt die evangelische Kirche in Kellen. So werden viele Jahrzehnte, die ich dort gerne mit Herzblut und Leidenschaft wöchentlich verrichtet habe, ein Ende haben. Ich blicke selbst auf viele spannende Jahre und Erlebnisse zurück. Die Jahre sind ach so schnell vergangen, unsere wöchentlichen Gruppen, die so ausgefüllt waren mit lebhaften Unterhaltungen, vielen Handarbeiten, mit Basteln, Backen mit Kindern, später dann mit Spielen im Gemeindetreff. Gerne sind alle Frauen gekommen, sie waren offen und tolerant. Jeder Geburtstag wurde gefeiert. Lustig und gesellig war jeweils der Karnevalsdienstag im Jahreslauf.

Es gab aber auch traurige Zeiten in unserem Kreis. Viele Menschen sind in den zurückliegenden Jahren verstorben. Wehmütig und trauernd erinnere ich mich an sie. Und in diesem Jahr noch die Corona-Pandemie. Sie hat uns viel Lebensfreude in der Gemeinde genommen. Aber schlimmer noch: Ein Stück vertrauten Lebens in der Gemeinde geht nun hier zu Ende und wir müssen endgültig Abschied nehmen, wir müssen loslassen. Mitnehmen werde ich viele dankbare Erinnerungen an unsere Auferstehungskirche in Kellen, an das Leben im Gemeindezentrum.

Rita Madré
Meine erste Begegnung mit der Auferstehungskirche in Kellen war überraschend. Ich war noch ganz "neu" in Kleve und freute mich über die Einladung eines befreundeten Paares, an ihrer kirchlichen Trauung teilzunehmen. Am 29. Mai 1998 stand ich nun vor einer äußerlich recht unscheinbaren Kirche in der Jahnstraße und staunte nicht schlecht, als ich den Innenraum betrat. Die modern gestaltete Altarwand faszinierte mich sofort. Es gab so vieles zu entdecken auf der riesigen Wandfläche: Wellen, Nischen, Ecken, ein wunderschönes Kreuz, eine sehr harmonische Ausstrahlung des gesamten Altarraums. Wie ich später erfahren habe ein Werk des verstorbenen Künstlers Waldemar Kuhn, der in Emmerich und Kleve einige berühmte Kunstwerke geschaffen hat. Ich gestehe, auch heute nach über 20 Jahren nehme ich mir während des Gottesdienstes manchmal eine Auszeit, schalte meine Ohren ab und lasse die Augen in der Altarwand "spazieren gehen". Es fällt mir immer noch unendlich schwer zu akzeptieren, dass unsere Kirche mitten im Herzen von Kellen aufgegeben wird.

Else Paffenholz
Wir sind vor ein paar Jahren nach Kleve gezogen. Nach dem Tod meines Mannes vor zwei Jahren habe ich versucht, in der Kellener Kirche am Gottesdienst teilzunehmen. Allein zu sein, das war für mich sehr schwer. Aber unser Pfarrer und viele Gottesdienstbesucher haben mich immer wieder zum Kommen und zum Kirchenkaffee eingeladen. Ich wurde so herzlich aufgenommen, dass ich sehr schnell auch helfen und mitmachen wollte, zum Beispiel beim großen Frühstück. Auf diese Weise ist alles zusammen für mich zu "meiner" Kirche und zu einem Stück Heimat geworden. Ein sehr schönes Wohlgefühl. Nach nur zwei schönen Jahren heißt es nun Abschied nehmen. Das macht mich sehr traurig. In großem Vertrauen und mit Gottes Hilfe hoffe ich, dass ich in der Versöhnungskirche eine neue Heimat finde.

Was bleibt

Pfarrer Martin Schell
Zunächst einmal: Erinnerungen, die uns niemand nehmen kann. Taufen, Konfirmationen, Trauungen und sogar Bestattungsfeiern, die in der persönlichen Geschichte fortbestehen. Hunderte von Gottesdiensten, in denen wir Gott gelobt und uns haben stärken lassen.

Es bleibt darüber hinaus Sichtbares.

Kirche und Gemeindezentrum sollen weiterhin Begegnungszentrum im Ortsteil sein. Die besonders gestaltete Wand und die Glasfenster werden den Raum weiterhin prägen. Abendmahlsstein, Taufbecken und Lesepult sollen sichtbarer werden als bisher: Wir planen, sie auf die Wiese an Kleiner Kirche und Kindergarten zu stellen für viele fröhliche Gottesdienste draußen. Die beiden Kreuze, innen und außen, bringen wir zur Versöhnungskirche. Eine Glocke wollen wir verkaufen, die andere stellen wir in die Räume, die wir weiter benutzen. Und wer weiß: Vielleicht können wir sie irgendwann dem Geläut in der Versöhnungskirche zufügen – ihr Ton passt.

Genügend Dinge also, die uns nicht vergessen lassen: Es war eine gute Zeit mit Auferstehungskirche und Gemeindezentrum Kellen!

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