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Ein Frauensommerabend, der Hoffnung schöpfen ließ
Neulouisendorf. Von Kamp-Lintfort bis Afrika sind es ein paar Kilometer. Wohl wenige Menschen kämen auf die Idee, diese Strecke mit dem Fahrrad zu bestreiten. Pfarrer Christoph Roller, ehemals beim Gemeindedienst Mission und Ökumene traute sich das. Er erzählte während des Frauensommerabends in Neulouisendorf mittels Videotagebuch von seinen tollen Erlebnissen. „Hunger auf Hoffnung“, so war der Frauensommerabend überschrieben. „Wir alle sehnen uns bei den vielen bedrückenden und beängstigenden Nachrichten nach Hoffnung“, leitete Elisabeth Schell den Beginn des Abends ein. Weitere Mitglieder des Fachausschusses Frauenfragen, Gabi Schwärzl, Ellen Kley und Gabi Frings zitierten Bibelstellen, die entweder von Hunger oder Hoffnung reden.
Es waren am Mittwoch zwar weniger Teilnehmerinnen als sonst beim Frauensommerabend, doch diese waren begeistert. Fast waren die dreieinhalb Stunden zu kurz für die interessanten Angebote. Ein meditativer Spaziergang, eine Schokoladen Somelière, besagter Pfarrer Roller und ein leckeres Buffet fesselten die Aufmerksamkeit der Frauen.
„Die Herstellung einer hochwertigen und deswegen leckeren Praline braucht Zeit und Zuwendung“ erzählte Inna Wibe, Somelière aus Bedburg-Hau. Sie erklärte den Herstellungsprozess von der geschälten Bohne, die fermentiert, zerkleinert und conchiert wird, bis zur Pralinenfüllung und ihrem Verschluss. Jede Schokoladensorte braucht unterschiedliche Temperaturschübe, wird mehrmals erhitzt, dann wieder gekühlt und gerührt. „Wenn man das richtig macht, bleiben Aromen erhalten und die Praline glänzt richtig schön“, so Wibe. Sie hatte Schokohülsen vorbereitet, diese befüllten die Teilnehmerinnen vorsichtig mit vorbereiter Ganache aus einem Spritzbeutel – wahlweise mit Champagner-, Kaffee- oder Maracuja-Geschmack. Normalerweise dauert die Herstellung einer handgemachten Praline, vor allem das Erhitzen und Abkühlen, rund drei Tage. Trotzdem durften die Teilnehmerinnen ihre selbst gemachten Pralinen probieren und eine Portion mitnehmen.
„Die Peace-Bike-Tour entstand eigentlich aus einem Scherz heraus“, erzählte Pfarrer Roller im Gemeindehaus. Als er noch in beruflichen Zusammenhängen kurz vor dem Ruhestand Afrika besuchte, meinte er, dass er demnächst mit dem Rad kommen müsse. Der Gedanke begann zu reifen, eine Zeitlang suchte er einen Mitstreiter, der Freund eines Freundes – Dieter – sagte zu. Bereits einen Kilometer nach dem Start in Kamp-Lintfort kam es zu einem Radunfall, Roller startete trotzdem.
Am 31. Oktober 2023 ging es los, am 23. Januar kamen die beiden zurück. Von Kamp-Lintfort nach Abéne im Senegal und zurück. Afrika auf dem Rad, das kann nur ein Abenteuer sein und wurde es auch. Roller und sein Mitstreiter wurden vor Wegelagerern gewarnt. Stattdessen begegneten ihnen zwischen Marrakesch, Casablanca, Marokko und Senegal nur freundliche Menschen. Einige waren so hilfsbereit, dass sie die beiden abends erfolglos durch die Gegend fuhren, weil sie ihre im Internet gebuchte Unterkunft nicht finden konnten. Dann wurde ihnen von diesen fremden Menschen angeboten, in ihren Betten schlafen zu dürfen. Sie selbst wollten zu Nachbarn gehen. Sie gaben unbekannten Menschen ihre E-Bikes zur Reparatur mit. „Man lernt Menschen zu vertrauen“, meinte Roller. Brechende Speichen und deren Reparatur war leider eine tägliche Beschäftigung für den Pfarrer. Irgendwann war eine Rad-Runderneuerung fällig. Diese hätte in Deutschland ein paar Hundert Euro gekostet, in Afrika 8,50. Ein Bonus wollte der Radspezialist nicht, es hätte ihn beleidigt.
Neben Radtaschen links und rechts vom Gepäckträger und vorne am Lenker hatte er immer seine kleine Quintgitarre dabei. Wenn die Sprache nicht ausreichte, ein Lächeln fand er damit immer. Den ersten Weihnachtsabend verbrachten sie mangels Hotel Unterschlupf in einem Abstellraum einer Tankstelle. Überall sammelte Roller von Menschen, die ihm begegneten, Friedensbotschaften und nahm sie mit der Kamera auf. Sie erzählen Geschichten von Orten, an denen unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichem Glauben und Hautfarbe gut zusammenleben. Ungefähr die Hälfte, rund 30 Botschaften, hat Roller übersetzt und auf Postkarten gedruckt.