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Ehrenamtlich auf der Kanzel

Bild: Die Votierenden bilden einen Kreis um den Ordinierten und wünschten ihm mit einem Bibelvers alles Gute.

Issum. Ein Einsatz, der Respekt abnötigt: „Das ist schon was Besonderes“, sagte Superintendent Hans-Joachim Wefers bei der Ordinationsansprache am Sonntag in Issum. Denn Gerhard Bongardt durchlief die Ausbildung zum Prädikanten gleich zwei Mal. Er begann bei der Ev. Kirche Mitteldeutschland in Marburg, war kurz vor der Ordination. Dann zog er mit seiner Familie begrüßenswerter Weise zurück in seine Heimat nach Issum. Damit wechselte er auch die Landeskirche und die rheinische Kirche verlangte, die komplette Ausbildung erneut zu machen. „Dennoch habe ich davon viel mitgenommen, da sie anders als die erste mit vielen praktischen Anteilen ausgelegt ist“, so der 47-Jährige IT-Spezialist eines mittelständischen Unternehmens.

Nach dem Abitur interessierte er sich für Theologie und Mathematik und studierte letzteres. „Ich war mir damals nicht sicher, ob ich die Einbahnstraße Theologiestudium/Pfarramt und die damit verbundene Verantwortung tragen wollte.“ Das Interesse, das Evangelium öffentlich zu verkündigen, blieb. Auf dem Kirchentag in Hannover 2005 hörte er von der Möglichkeit kirchlichen Fernunterrichts und die Reise mit dem Endpunkt Ordination in Issum begann.

Am Sonntag wurde er nun mit der Ordiantion zur öffentlichen Verkündigung beauftragt und auch die Gemeinde bezeugte, seinen ehrenamtlichen Dienst zu unterstützen sowie seine Wortverkündigung zu überprüfen. Vor einem warnte Superintendent Wefers jedoch: Es dürfe nicht darum gehen, so zu predigen, damit es ja der Gemeinde gefiele. Wichtig wäre, die ständige Rückkopplung an Jesus und die Schrift zu suchen.

Dass biblische Texte schon mal schwierig zu verstehen sind, merkte Bongardt auch an dem Predigttext für den Sonntag aus Lk 14 (das große Abendmahl). Er erzählt von einem Fest, zu dem keiner der Geladenen kommt. Stattdessen werden später Menschen der Straße gebeten, an dem Mahl teilzunehmen. „Die Entschuldigungen der Menschen, nicht zu dem Fest zu gehen, sind für mich erstmal sehr nachvollziehbar und entsprechen sehr der heutigen Zeit“, so Bongardt. Wie haben sich die Armen wohl gefühlt in dem reichen Hause, fragte er weiter. Die Geschichte zeige einen Auftrag für Gemeinde heute: Einladend sein und Begegnungsängste abbauen.

Von Prädikanten wird erwartet, dass sie regelmäßig Gottesdienste halten. Die Kirche definiert das mit 4-6 Mal im Jahr. "Wir freuen uns darauf", meinte Yvonne Brück, Pfarrerin in Issum. Auch in der Region Süd und dem Kreis der Ordinierten ist Bongardt herzlich willkommen. Dank ging an die Kantorei und Leiter Rolf Pester sowie Birgit Bernitt, die den Festgottesdienst musikalisch mitgestaltet hatten.

Bild: Willkommensworte und Geschenke gab es auch beim anschließenden Empfang.

Info

Im Ev. Kirchenkreis Kleve sind nun 4 Prädikantinnen und 5 Prädikanten unterwegs. In der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) können ehrenamtlich und beruflich Mitarbeitende auf Antrag des Presbyteriums nach landeskirchlichen Vorbereitungskursen (diese dauern rund 2 Jahre) ordiniert und in den Dienst der Prädikantin oder des Prädikanten berufen werden.

Etwa 650 ehrenamtliche Prädikantinnen und Prädikanten gibt es in rheinischen Kirche. Sie kommen aus allen Altersgruppen, Berufen und sozialen Schichten und tun ihren Dienst im strikten Sinne ehrenamtlich. Dabei tragen sie in der Ausübung ihres Predigtdienstes ebenso wie die Pfarrerinnen und Pfarrer den Talar. Sie sind befugt in Absprache mit dem/der Ortspfarrer/in zu taufen, zu verheiraten und zu beerdigen.

Auch beruflich Mitarbeitende in Verkündigung, Seelsorge, Bildungsarbeit und Diakonie können ordiniert werden und den Dienst als Prädikantin oder Prädikant im Rahmen ihrer Anstellung ausüben. Von ihnen gibt es im Rheinland zur Zeit etwa 150.

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