Aktuelles

Die Pflicht weicht der Freiheit

Pfarrer Martin Schell dankt für die netten Grußworte

Kleve. Pfarrer Martin Schell wurde am Sonntag von seinem Dienst als Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde Kleve entpflichtet. Superintendent Hans-Joachim Wefers betonte dabei, dass die Ordination ihre Gültigkeit im Ruhestand nicht verlöre: "Du kannst weiterhin predigen, taufen, trauen, beerdigen." Die Pflicht dazu bestünde nun allerdings nicht mehr. Damit enden für Schell 19 Jahre Pfarrdienst in Kleve, zuvor war er Pfarrer in Koblenz-Mitte, Niedergirmes (Probedienst) und Köln (Vikariat).

Der Gottesdienst in der Versöhnungskirche war fröhlich und voll des Dankes. Dank für die Gaben Gottes am Erntedankfest. Dank für den Dienst von Pfarrer Martin Schell in Kleve. Dank für die tolle Musik im Gottesdienst, den Kantor Thomas Tesche an der Orgel und Sandra Ludewig am Saxophon mit einem Stück von Matthias Nagel einleiten: "Start up".

Martin Schell predigte am ersten Tag seines Ruhestandes über eine an Erntedank häufig ausgelegte Bibelstelle aus dem Lukasevangelium, Kapitel 12. Diese erzählt davon, dass Habgier und die Anhäufung irdischer Reichtümer (volle Getreidehallen), selbst eine gerechte Verteilung eines Erbes, nicht entscheidend sei. "Entscheidend ist der Reichtum vor Gott", so Schell. Es ginge auch nicht um die Menge des eigenen Besitzes, sondern um die Einstellung dazu und den Umgang damit. Er kritisierte, dass die wohlhabendsten zehn Prozent der deutschen Haushalte zusammen etwa 60 Prozent des Netto-Gesamtvermögens besäßen. "Die Erkenntnis, dass irdischer Reichtum nichts bedeutet, befreit zu einem liebevolleren Miteinander", folgerte Schell.

Nach dem Gottesdienst drückten viele Menschen in Grußworten ihren Dank für das Wirken von Pfarrer Martin Schell aus. Superintendent Hans-Joachim Wefers dankte für die Kontinuität seiner Arbeit, die Loyalität zur Kirche und ihrer Ordnung sowie für den Austausch: "Er hat mich und andere immer wieder herausgefordert, den eigenen Standpunkt zu prüfen." Auch dankte er für dessen Engagement für die Ev. Kindertagesstätte Kleve, die Begleitung von Kirchenasylen, die Übernahme der Synodalbeauftragung "Fortbildung der Presbyterien" im Kirchenkreis sowie sein Engagement in der Notfallseelsorge und für den interreligiösen Dialog.

Weitere Menschen dankten Martin Schell für die gemeinsame Wegstrecke, so zum Beispiel beschrieb eine Delegation der katholischen St. Mariä-Himmelfahrt Gemeinde Schells ruhigen Charakter als förderlich für das Gelingen von Projekten, schriftlich wünschte Propst Johannes Mecking alles Gute. Manfred Stroth (Leiter der Dietrich-Bonhoeffer-Schule) dankte für das Zuhören bei den Schülerinnen und Schülern, Susanne Siebert (stellvertretende Bürgermeisterin Stadt Kleve) wünschte, dass Ehepaar Schell weiterhin die Vielfalt in Kleve genießen möge. Ulrich Falk (Vineyard-Gemeinde) bezeichnete Schell als kostbaren Menschen im Einsatz für die Armen und Schwachen der Gesellschaft, Thomas Ruffmann (Haus Migfash und VHS) lobte die Zusammenarbeit bei vielen gemeinsam geplanten Veranstaltungen und die Fähigkeit, an den richtigen Stellen Ja oder Nein zu sagen.  Ein junger Vertreter der Bahai Gemeinde sprach ein Gebet.

Presbyterin Barbara Grepel dankte Martin Schell für die Zusammenarbeit und überreichte mit Pfarrer Achim Rohländer einen Geschenkkorb des Presbyteriums. "Du wirst uns fehlen, insbesondere kam keiner so gut vorbereitet zu den Presbyteriumssitzungen." Beim anschließenden Empfang und Imbiss im Gemeindehaus hatte die Gemeinde Gelegenheit, sich von Pfarrer Schell zu verabschieden.

Zurück