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Berauscht: Älterwerden ohne Sucht  

Goch. Sucht im Alter: „Das Gespräch im Blauen Salon“ fand reges Interesse. Die Diskussion im Anschluss an den Vortrag von Diakonie-Suchtberaterin Petra van Bergen thematisierte Gründe für eine Sucht. „Wir freuen uns nach der Pause die „Gespräche im Blauen Salon“ wieder aufnehmen zu können“,  sagte Pfarrerin Sabine Jordan-Schöler als Vorsitzende des einladenden Fachausschusses Erwachsenenbildung und der Fachgruppe Älterwerden.

„Sucht im Alter, das vor allem Dinge sein, die Menschen im Alltag schnell zur Hand haben und die allgemein nicht als „Drogen“ sondern als heilend oder als Genussmittel aufgefasst werden“, begann van Bergen: Lebensmittel, Medien, Alkohol, Medikamente. Während Menschen vor dem 75. Lebensjahr eher zu viel essen, gäbe es eben auch Senioren, die aufgrund von Altersarmut, Einsamkeit oder anderen Krankheiten zu wenig essen – mangelernährt sind.

Heilende, frei verfügbare Medikamente können abhängig machen: Vor allem wenn sie über einen langen Zeitraum oder wenn viele Tabletten gleichzeitig eingenommen werden. „Auch Ärzte können falsch liegen“, darum helfe der gesunde Menschenverstand - auch von Angehörigen. Besserwisserei sei jedoch ebenso gefährlich nach dem Motto – wenn der es mir nicht verschreibt, gehe ich zum nächsten oder kaufe in mehreren Apotheken, damit ich an meine Menge komme. Im Alter ändert sich der Stoffwechsel und damit die Wirkung und Verarbeitung von Medikamenten im Körper. Versierte Apotheken bieten Menschen, die mehr als 5 Medikamente gleichzeitig nehmen, einmal im Jahr dazu eine Beratung an. Mehrere Medikamente können Wirkungen entfalten, die sie alleine nicht haben. Und der Klassiker – „Alkohol“ ist immer noch Volksdroge Nummer 1. Gesellschaftlich zur Entspannung und als Genussmittel anerkannt, wird die Sucht lange vor Familie und Arbeitskollegen verborgen.

Einsamkeit, eingeschränkte Mobilität und damit verbunden eine geringere gesellschaftliche Teilhabe sind Ursachen, die eine Sucht zur Folge haben können. Weit verbreitet ist Mediensucht, eine extreme Fernseh- und auch Handynutzung. Erwachsene Kinder merken das schon mal beim Besuch der Eltern, die erst nach Ende der Folge ansprechbar werden. Insbesondere in dörflichen Strukturen seien erreichbare Angebote für Senioren wichtig. „Dabei hat Älterwerden auch sehr viele positive Seiten, an denen man sich erfreuen kann – mehr Selbstbestimmtheit, kein Druck durch Doppelbelastung oder Stress im Beruf“, meinte van Bergen.

Das Gespräch im Blauen Salon war Teil der Aktionswoche „Sucht im Alter – Sucht hat immer eine Geschichte“ welche die Fachstelle Suchtvorbeugung im Kreis Kleve durchgeführt hat. „Unser Auftrag ist die Prävention, Menschen jeden Alters für das Thema Sucht zu sensibilisieren“, schloss van Bergen. Eine 7-teilige Roll-up Ausstellung zur Aktionswoche Sucht im Alter können Schulen und Einrichtungen bei der Diakonie in Geldern ausleihen: Telefon 02831 / 91 30 800.

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