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ACK-Besuch der Dodenherdenking in Veghel

Bericht: ACK-Gruppe

Goch/Veghel. Seit 1948 gedenken die ganzen Niederlande am 4. Mai, dem Tag des Dodenherdenking, aller niederländischen Bürger und Militärs, die im zweiten Weltkrieg ihr Leben lassen mussten. Dass dies viel mehr ist als eine gut gepflegte Tradition, zeigte in diesem Jahr die Gocher Partnerstadt Veghel.

Wie seit vielen Jahren war auch in diesem Jahr wieder eine kleine Delegation Gocher Bürger des ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen) vor Ort, die schon seit Jahrzehnten einen freundschaftlichen Kontakt mit der Christlichen Gemeinde in Veghel aufrechterhält. Als die Gocher Gruppe am Nachmittag des 4. Mai aufbrach, zeigten die vielen weißen Haare der Teilnehmenden, dass der Besuch zum Dodenherdenking schon über lange Zeit gepflegt wird. Dazu passte auch die freundliche Bewirtung im neogotischen Pfarrhaus der Vegheler Kirchengemeinde. Die erfahrenen Teilnehmer wussten schon, dass vor dem Schweigemarsch zur Kranzniederlegung im Theater De Blauwe Kei noch ein Kulturprogramm zu sehen sein würde.

Und spätestens hier wurde klar, dass das Vegheler Dodenherdenking viel mehr ist als ein liebgewonnenes Ritual für Menschen vorgerückten Alters. Im voll besetzten Theatersaal drängten sich Menschen aller Altersgruppen und Schichten, verschiedener Religionen und Nationen. Der Saal brummte wie ein Bienenstock, bevor das Theaterstück De UITVAART VAN DE VREDE dargeboten wurde, was so viel bedeutet wie „Die Beisetzung des Friedens“. Der Inhalt ist schnell umrissen: Frau De Vrede liegt im Sterben. Verzweifelt sieht sie sich selbst auf dem Sterbebett und bedenkt ihr einsames Ende. Während sie so sinniert, tritt quasi aus dem Totenreich Herr Verdraagzamheid hinzu und erzählt ihr, wie es zu seinem Ableben gekommen ist. Hinzu kommen Frau De Vredes Angehörige, die laut darüber verhandeln, wie teuer die Familie doch die lebenserhaltenden Maßnahmen kommen, dass es doch vernünftiger sei, Abschied von Frau De Vrede zu nehmen und sie sterben zu lassen. Damit gelang diesem Theaterstück, den Bogen vom Gedenken der Kriegsopfer zur Gegenwart zu schlagen: Die Mahnung der Toten, den Frieden zu bewahren, muss auch heute noch gehört werden.

Beim anschließenden Schweigemarsch entlang der Noordkade bis zum Mahnmahl der Kriesgopfer im Julianapark war die Ernsthaftigkeit dieses Gedenktages trotz des einsetzenden Regens immer noch spürbar. Pünktlich um 20:00 Uhr hielten die Versammelten so wie es zeitgleich in den ganzen Niederlanden gepflegt wird, zwei Schweigeminuten ab, die vom Musiekverein Frisselstein mit der Niederländischen Nationalhymne, dem „Wilhelmus“, beendet wurden. In einer kurzen Ansprache rief der Bürgermeister Kees van Rooij die versammelten Zuhörer und Zuschauer auf: „Jij zou niet onverschillig zijn“. Krieg, so van Rooij, beginne nicht erst mit dem ersten Schuss, sondern mit einer großen Stille, mit der Stille, die Gleichgültigkeit gegenüber den anderen hinterlässt.

Die nun anschließenden Kranzniederlegungen mussten nicht durch weitere Reden erklärt werden. Unter großer Andacht aller Anwesenden legten die Stadt Veghel, die Veteranen, die St-Barbara-Gilde, Vertreter der Jüdischen Gemeinde und Vertreter der Islamischen Gemeinde ihre Kränze am Mahnmal nieder. Schließlich wurden auch die Vertreter der Christlichen Gemeinde Veghel und des ACK Goch aufgerufen, ihre Gestecke niederzulegen.

Wieder wurde spürbar, dass Veghel beim Dodenherdenking nicht in Brauchstumspflege stehen geblieben ist. In die Tradition der Kranzniederlegung sind Gruppen einbezogen, die auf der Bühne der Weltpolitik oft als Kontrahenten wahrgenommen werden. Ein Kranz wird nicht alle Gegensätze versöhnen, aber er bekräftigt über Lager hinweg, dass Krieg nicht sein darf. Vielleicht sind Frau De Vrede und Herr Verdraagzamheid doch nicht so tot, wie das Theaterstück anfragt.

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