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30 Jahre Einsatz für eine Gemeinde ohne Kirchturm
Gehörlosenpfarrerin versteht sich als Brückenbauende und wird am 11. Oktober feierlich in den Ruhestand verabschiedet

Text und Foto: Mathias/Kirchenkreis Moers
Moers. Pfarrerin Monika Greier geht in den Ruhestand. Als Gehörlosenseelsorgerin der Kirchenkreise Moers, Kleve und Krefeld-Viersen wirkte die Geistliche fast 30 Jahre lang für rund 600 gehörlose evangelische Christinnen und Christen in der Region. Eine Aufgabe, die die Pfarrerin so beschreibt: „Auf den Punkt gebracht geht es darum, einer besonderen Gemeinde, nämlich einer ohne eigenen Kirchturm und mit Gemeindegliedern, die an verschiedenen Orten verteilt leben, ein verlässlicher Rückhalt und Eckpfeiler zu sein und immer dann, wenn es gewünscht oder nötig ist, für sie auch eine Brücke zur Welt der Hörenden zu bauen.“
Beides tut die heute 62-Jährige auf vielfältige Weise. Sie steht zum Beispiel als Zuhörende zur Seite, wenn Gemeindeglieder wegen einer persönlichen Krise keinen Ausweg mehr sehen, sie spendet bei Taufen den Segen für den beginnenden Lebensweg, traut Liebende, und leistet Trauernden Beistand, wenn sie den Verlust eines nahestehenden Menschen zu verkraften haben. „Insofern mache ich alles, was alle Pfarrerinnen und Pfarrer tun, nur eben in einer anderen Sprache, mittels Gebärden“, sagt sie. An jedem ersten Samstag im Monat kommen die Gemeindeglieder zum Gottesdienst an einem zentralen Ort in Moers zusammen, an jedem zweiten Samstag feiern sie den Gottesdienst in Krefeld. „Da sind wir immer mindestens 40 Leute und es sind lebendige Treffen. Alle freuen sich, einander wiederzusehen und bleiben danach noch zusammen.“
Zu den Aufgaben der Gehörlosenpfarrerin gehört es zudem, die Anliegen der Gehörlosenseelsorge nach außen zu tragen. Dazu besucht sie Konfirmandinnen und Konfirmanden oder Schulklassen im Unterricht, ist als Referentin in Kirchengemeinden zu Gast und sensibilisiert Vertretende wichtiger Institutionen für die besonderen Bedürfnisse von Menschen ohne Gehör. Aktuell war sie zum Beispiel auf einer Feuerwache zu Besuch und vermittelte, was für die Rettungskräfte zu beachten ist, wenn sie bei ihrem Einsatz auf gehörlose Personen treffen. Kreative Ideen, wie sie die Anliegen ihrer Gemeinde in die Gesellschaft trägt, hat die 62-Jährige viele. So produzierte sie via Youtube-Channel eine Gebärden-Bibel für Kinder mit oder gab den Besuchenden im Gottesdienst der ev. Kirchengemeinde Rheinkamp einen Schnupperkurs in Gebärdensprache.
In den fast drei Jahrzehnten ihrer Tätigkeit hat die Arbeit der Seelsorgerin auch über die Region hinaus Beachtung gefunden. So war Greier zum Beispiel die Vorsitzende aller Gehörlosenseelsorgenden der Evangelischen Kirche im Rheinland und deutschlandweit, sie managte bei Kirchentagen alles, was mit den Anliegen von Gehörlosen zu tun hat und die rheinische Landeskirche ordnete sie als Delegierte für den Dachverband der deutschen Gehörlosenseelsorge ab.
Am Samstag, den 11. Oktober, verabschiedet Wolfram Syben, Superintendent des Kirchenkreises Moers, Pfarrerin Monika Greier in einem feierlichen Gottesdienst in den Ruhestand. Beginn in der Evangelischen Christuskirche Bockum, Schönwasserstraße 104 in 47800 Krefeld-Bockum, ist um 14 Uhr.